http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1878/0317
Frohschammer's Thierspuk im Spiritismus der Gartenlaube. 307
Spiritisten ? — o nein, von ultramontanen Blättern für ihre
Zwecke ausgebeutet worden war. Man sollte sich hiernach
doch vor dergleichen schriftstellernden Theologen hüten —
da die Spiritisten jetzt das nämliche Schicksal mit falscher
Ausbeutung und Deutung von Pertxfs Schrift: „Der jetzige
Spiritualismus etc." durch den früheren ultramontanen
Theologen Frohschammer ereilt.
Will uns Herr Frohschammer ferner gefälligst authentisch
nachweisen, wann, wo und wie die Gebrüder Edchj in
Amerika, trotz ihrer Mediumschaft, den Geisterglauben aufgegeben
und Gegenbeweise zu liefern unternommen haben?
Warum führt er nicht einen einzigen dieser gewiss schlagenden
Gegenbeweise an?
Ja, seine, aber nicht „die Wissenschaft hat also allen
Grund, hier mindestens recht vorsichtig zu sein und lieber
manches verblüffende Räthsel nock ungelöst zu lassen, als
sich der Gefahr auszusetzen, von einer geschickten Verschmitztheit
genarrt und herabgewürdigt zu werden/4 —
Denn Frohschammer s leider nur geringe Wissenschaft von
diesen Dingen wird überhaupt aus wohlweislicher Vorsicht
keins der ihn also docli verblüfft habenden Räthsel lösen,
und der schwarze Bock des Spiritismus, der in diesem Punkte
seinen Geist reitet, wird seine magere theologische Rosinante,
die er noch immer trotz alles scheinbar freisinnigeren
Rationalismus reitet, noch, manch liebes Mal in nächtlichen
ScLweiss treiben.
Er wird z. ß. schon Angstschweiss schwitzen, wenn er
erfährt, dass seine dreiste Behauptung, „dass durch Wunderglauben
, durch Zauberei, Geister- und Teufelsbeschwörungen
und -Erscheinungen noch niemals ein Volk sich aus Unwissenheit
und Barbarei zur Bildung und Gesittung erhoben
hat," ein vollständiges Phantasieprincip ist, weil die ganze
alte Zeit und das Mittelalter hindurch fast alle Völker sich
aus Wunderglauben und Zauberei erst zur rechten Wissenschaft
, aus Alchemie sich zur Chemie, aus Astrologie sich
zur Astronomie faktisch erhoben haben. Oder war es z. B.
kein alchemistischer Wunderglaube, welcher noch einen ßöttger
vor 100 Jahren die Goldmacherkunst suchen und das Porzellan
erfinden Hess? Und haben dieser und alle heraufbeschworenen
Geister von Seinesgleichen wirklich niemals
unser Wissen bereichert ? Der blinde Glaube an Zauberei,
an Hexen und Geister ohne Beweise ist freilich der Humanität
nicht günstig, das räumen wir gern ein, weil blinder, nichts
von der wirklichen Realität und wahren Natur dieser Dinge
wissender Glaube eben der purste Aberglaube ist, welcher
20*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1878/0317