Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
5. Jahrgang.1878
Seite: 314
(PDF, 148 MB)
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314 Psychische Studien. V. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1878.)

des Pantheismus zurückgewiesen hatte. Dieser fand sich
aus moralischen Gründen genöthigt, das Dasein Gottes,
welches ihm theoretisch weder für beweisbar noch für widerlegbar
galt, zu postuliren und im moralischen Glauben anzunehmen
. Der postulirte und moralisch geglaubte Gott
konnte aber für Kant nicht eine Weltseele oder ein "Weltgeist
sein, sondern er musste als der üierweltliche Geist
und Urheber, Schöpfer, der Welt anerkannt werden. Kant
sagt: „die oberste Ursache der Natur . . ist ein Wesen,
das durch Verstand und Willen die Ursache (folglich der
Urheber) der Natur ht, d. i. Gott." Fichte dagegen bewies
zwar theoretisch die Notwendigkeit der Anerkenntniss des
einigen und einzigen Absoluten, liess demselben auch Intelligenz
der Materie nach, raubte sie ihm aber der Form
nach oder verlegte vielmehr seine Form in die endlichen
Intelligenzen. Darin sollte die Unterscheidung und die
Einheit des Absoluten und des Bedingten, Gottes und
der Welt zugleich liegen. Er meinte, nach Kuno Fischer's
Ausdruck*) wie nach eigener Erklärung, Dualist und Unitist
(Monist) zugleicn sein zu können. Da aber Fichte's Dualismus
nur die Unterscheidung von Materie (Inhalt) und Form,
von Wesen (Sein) und Erscheinung ist, so ist er keiner,
weil Wesen und Erscheinung keine zwei Dinge, sondern im
Unterschied untrennbar eins sind. Seine Lehre ist also
Unitismus oder Monismus, und damit verwandelte sich der
Kantische moralische Theismus in einen theoretischen Pantheismus
, den man zwar nicht Persönlichkeits-, aber wohl (mate-
rialenj Geistespantheismus nennen kann.

Die Annahme der individuellen Unvergänglichkeit als
ewiger Fortdauer des Identitätsbewusstseins**)
widerstreitet im Grunde dein Pantheismus, wesshalb Kant
sich von ihm in allen seinen Formen fern hielt. Nicht jeder
Pantheist zieht aber die vollen Consequenzen des Pantheismus
, und je edler sein Sinn ist, um so mehr flieht er die
eigentlichen Cousequenzen desselben und verbirgt sich im
Enthusiasmus für die vermeintlich tiefsinnigste Weisheit die
klaffenden Widersprüche der Verschmelzung Gottes und
der Welt und des Menschen zu einer und derselben Wesenheit
. Der idealistische oder Geistes-Pantheismus war die

*) Geschichte der neueren Philosophie von Kuno Fischer y V,
1076, 1080.

**) Auch nach Spinoza ist in jedem individuellen Geiste etwas
Ewiges und Unvergängliches, aber die Fortdauer des Selbst bewusst-
seins über den irdischen Tod hinaus wird von ihm entschieden geleugnet
, wie nicht weniger von Schopenhauer.


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