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Erste wissenschaftl. Theorie Zöllners über mediumist. Phänomene. 319
Weise räumlich geordnet sein müssen, dass die gleichen
Elementar-Atome bei gleicher Reihenfolge ihrer gegenseitigen
Bindung in complicirteren Molecülen räumlich noch
immer verschiedenartig gruppirt sein können, und dass damit
möglicherweise Veranlassung zu geringen Abweichungen in
den Eigenschaften strueturidentischer jVlolecüle gegeben sein
kann, lag schon früher dem speculativen Denken nahe, ja
es gab vereinzelte Thatsachen, welche bereits in dieser
Richtung vorgehende Erklärungsversuche herausforderten....
„Ich selbst sah mich bei meiner Arbeit über die Para-
milchsäure genöthigt, den Satz auszusprechen, dass die
Thatsachei dazu zwingen, die Verschiedenheit isomerer
Molecüle von gleicher Structurformel durch verschiedene
Lagerung ihrer Atome im Räume zu erklären und damit
offen für die Beiechtigung der Chemie einzutreten, geometrische
Aosehauungen in die Lehre von der Constitution
der Verbindungsmolecüle hereinzuziehen,
„Das Verdienst, diesen Schritt in ganz bestimmter und
höchst glücklicher "Weise gethan zu haben, gebührt VanU
Hoff. Die Fundamentalidee seiner Theorie liegt in dem Nachweise
, dass die Verbindungen eines Kohlenstoffatoms mit
vier verschiedenen einfachen oder zusammengesetzten Radi-
calen j'j zwei Fälle räumlicher Isomerie bieten müssen.
„So frappant dieser Gedanke beim Duichlesen des Varit
//ö/f'schen Schriftchens „La chimie dans Tespace" wirkte, so
fesselnd war für mich seine weitere mathematische Entwicklung
und die Anwendung auf die immer zahlreicher
werdenden Fälle der von mir ais „„geometrische"" bezeichneten
Isomerien und auf die optisch activen organischen
Substanzen." —
Es ist für die Theorie des fortschreitenden Erkenntniss-
processes und seines innigen Zusammenhanges mit der
stetigen Erweiterung unserer Raumanschauung von hohem
Interesse zu bemerken, dass sich gegenwärtig in der Chemie
derselbe Uebergang von der zweidimensionalen zur dreidimensionalen
Raumvcrsteilung vollzieht, welcher vor mehr
als oOO Jahren in der Astronomie von Copemicus bewirkt
worden ist. Der Verfasser der oben erwähnten Schrift
bemerkt nämlich wörtlich Folgendes:
„Eine einfache Ueberleguug lässt die Unzulänglichkeit
unserer modernen sogenannten Structurformeln einsehen.
Diese stellen das Moleciü, welches doch drei Dimensionen
besitzt, in der Ebene dar. Der Widerspruch mit den
Thatsachen, in welchen man geräth, wenn man die Atome
als in einer Ebene gelegen betrachtet; liegt auf der Hand*
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