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324 Psychische Studien. V. Jahrg. 7. Heft. (Juli 18f8.)
Zeugnisse für das Hellsehen in seinem Werke: „Populär
Superstitions", pp. 167, 172 and 178.
Dr. Carpenier tadelt Prof. Gregory sehr, dass er es für
möglich hält, dass Major Bucklet/s Hellseher Mottos in Nüssen
etc. lesen könnten. Major Buckley, ein reicher und angesehener
Mann, machte von seiner ausnehmend starken magnetischen
Kraft nur des idealen Interesses halber Gebrauch;
und deshalb ist nicht der leiseste Grund vorhanden, ihm
unlautere Absichten zuzutrauen. Aber wir haben das bestätigende
Zeugniss Anderer — wie das von Dr. Ashburner,
der häufig jene Hellseher-Mottos in von ihm selbst gekauften
Nüssen lesen sah und nach Oeffnung derselben sich überzeugte
, dass sie richtig gelesen hatten. (Ashburner's „Philo-
sophy of Anim. Magn.", p. 304.) Dr. Carpenter bezweifelt
auch Prof. Gregory'? gesunden Menschenverstand, weil er
glaubt, dass ein versiegelter Brief von einem Hellseher ungeöffnet
gelesen worden sei; während es doch anzunehmen
sei, dass er heimlich geöffnet und dann wieder versiegelt
worden war. Aber er verschweigt den Umstand, dass die
Couverts auf ganz besondere Weise verschlossen waren, so
dass sie unentdeckt nicht geöffnet werden konnten. Prof.
Gregory fügt ausdrücklich hinzu: „Ich habe eines der Couverts,
dessen Inhalt von einem Hellseher gelesen worden, in meinem
Besitz. Nach dessen Oeffnung überzeugte ich mich,
dass die getroffenen Vorsichtsmaassregeln absolut verhinderten,
dass der Inhalt anders als durch Hellsehen erkundet werden
konnte,*)
Noch viel wichtiger ist das Zeugniss zu Gunsten dieser
merkwürdigen Gabe von Seite vieler ausgezeichneter Aerzte.
So sagt z. B. Dr. Rosion, ein Pariser Professor der Medizin,
in seinem Artikel „Magnetismus" im „Dictionnaire de Me-
decine": — „Wenige Dinge sind besser festgestellt als das
Hellsehen. Einst hielt ich meine Taschenuhr gegen das
Hinter-Haupt einer Hellseherin, drei oder vier Zoll davon
entfernt, und früg, ob sie • etwas sähe. „Gewiss", antwortete
sie, }?es ist eine Taschenuhr — die Zeit: zehn Minuten auf
acht Uhr." M. Ferrus wiederholte das Experiment mit dem-
*) Dr. Carpenter sagt, dass das unerkennbare Oeffnen und Ver-
schliessen der Briefe auf den Post-Aemtern des europäischen Festlandes
häufig ausgeführt wird. Diess kann ohne Zweifel mit gewöhnlichen
Briefen leicht geschehen; aber man wird doch zugeben, dass
es viele Mittel giebt, einen Brief so zu verschliessen, dass er absolut
nicht geöffnet und wieder vescblossen werden kann, ohne die Prozedur
zu verrathen. Dr. Carpenter verschweigt aber, dass Prof. Gregory
ausdrücklich erklärt, dass solche Vorsichts-Maassregeln mit seinen
Briefen angewendet worden waren.
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