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334 Psychische Studitn. V. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1878.)
einmal, wegen heiliger Indisposition, nicht kommuniziren
können, und deshalb während der Altarhandlung in einer
entfernten Ecke der Kirche gekniet; das habe aber gar
nichts zu sagen gehabt, denn die Hostie sei, über die ganze
Kirche weg, ihr in den Mund geflogen/ An derselben
Stelle heisst es, passend genug, weiter: 'Nun sage ich immer,
was dem Einen recht ist, muss dem Andern billig sein!'
Ganz richtig, liebster Immermann. Was Dir recht war,
hättest Du dem Görres billig sein lassen naissen. "Will ich
doch, wenn einmal von derlei Taschenspieler-Kunststücken
(Der Beweis, dass es wirklich nur solche seien, ist nirgends
geführt! — Der Ref.) die Rede ist, immer noch lieber
glauben, dass die Hostie durch die Kirche saust', als dass
ein geflügelter Engel in den Tyroler Berg spalten herumkraxelt
und Hofer'n sein Schwert bringt. Tmmermann aber
meinte, die poetische Wahrheit sei eine andere, als die
wirkliche, ünd dass diess so Viele geglaubt haben, hat
unserer Bühne gewaltigen Schaden zugefügt. — Wir sind in
diesem Falle zwar der Meinung Holteis, können aber auch
Immermanris Grundsatz nicht ganz für unwahr erachten.
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| Am 17. Juni er. starb zu Leipzig der durch seine eifrige
~~ Agitation für den Man ifo/vte'schen Äcancarnations* Spiritismus
bekannte
Herr Adolf Graf Poninski,
geboren am 13. Juli 1801. Als prineipieller Gegner der Kiehtung
unseres Journals, welches sieb mit Ihm von vcraherein auf
keinen doktrinellen christlichen Glaubens-, sondern lediglieh auf
den experimentellen nicht unchristlichen Wissens-Standpunkt
nach Pauli: „Prüfet Alles etc." stellte, ist Er uns dennoch in
seinem chevaleresken persönlichen Wesen, sowie in seinem stets
zur Wiederversöhnung geneigten Wirken den Mitarbeitern unserer
Eedaction höchst achtungswerth geworden. Das ewige
Licht immer höherer Erkenntniss, nach der auch Er hienieden
unermüdlich strebte, erleuchte Ihn auf den Pfaden, die sein unsterblicher
Gei*t jetzt betritt, und seine Asche ruhe in Frieden!
fit
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