Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
5. Jahrgang.1878
Seite: 358
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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358 Psychische Studien. V. Jahrg. 8 Heft. (August 1878.)

Seligkeiten aber bis dahin ausdehnen sollten, das ist höchst
unwahrscheinlich. Du kannst Dich also ganz und gar
beruhigen!" — Margaretha Michailonma beruhigte sich indessen
nicht. Der unselige Traum Hess sie nicht mehr
los, und in der fürchterlichsten Verzweiflung schied sie von
ihrem Gatten. Tutschkow umarmte sie, segnete sie und
ihr Kind zum letzten Male und schaute von der Strasse
aus noch lange dem Wagen nach, der ihm die Geliebten
entführte. So oft er konnte, schrieb er an seine Frau, die
Tag für Tag seine Briefe mit fieberhafter Angst erwartete.

„So kam der 1. September (der 13. unseres neuen
Stils, der sechste Tag nach der Schlacht), Margarethä's
Namenstag. Ueblicher Maassen hörte sie die Messe mit
an und setzte sich nach der Heimkunft aus der Kirche an
ihren Arbeitstisch, in tiefes Nachdenken versanken, längere
Zeit in regungslosem Schweigen verharrend. Da hörte sie
plötzlich die Stimme ihres Vaters. der ihren Namen rief.
Anfänglich glaubte sie, er sei von seinem nahen Gute gekommen
, um den Tag mit den Seinigen zu verleben; wie
sie aber den Kopf erhob .... da stand ein Priester vor
ihr und neben ihm der Vater, den kleinen Nikolaus auf den
Armen. Sofort traten alle Einzelheiten ihres entsetzlichen
Traumes ihr vor die Seele; bloss ihr Bruder fehlte noch,
das Gesicht jener Schreckensnacht vollständig zu machen.
'Cyrill' ? rief sie im Tone der höchsten Angst, und er zeigte
sich auf der Schwelle. 'Todt also! Mein Gatte todtF
flüsterte die Unglückliche und sank bewusstlos nieder. Als
sie wieder zu sich kam, fand sie sich in den Armen ihres
Vaters und ihres Bruders. 'Bei Borodino ist es zur
Schlacht gekommen', sprach der Letztere unter Thränen.

— Das war jedoch nicht das einzige Trauerspiel, welches
die Familie heimsuchte» Hinter der Redoute Bagration,
im "Walde von Ulitza, hatte sich zwischen den Polen
Poniatowsky's und dem Corps von Nicolaus Tutschkow,
Alexanders Bruder, ein heftiger Kampf entsponnen, in
welchem der Letztere verwundet wurde. Ein anderer
Bruder, Paul, war bei Smolensk blessirt und gefangen
genommen worden. Der greisen Mutter der Brüder
lähmten Schreck und Schmerz jählings die Augen. 'Dein
Wille, o Herr, geschehe!' sagte sie, als sie Leidensbotschaft
empfing. Dann sah man, wie sie plötzlich tastend
die Hände ausstreckte. 'Haltet mich!' sprach sie endlich

— 'ich sehe nicht mehr\ Alle stürzten auf sie zu, sie zu
stützen. Sie aber richtete sich empor. 'Gott sei Dank!'
sagte sie, 'ich bin blind! Ich habe ja auch Niemanden
mehr, den ich gern sehen möchte.' — Später schickte ihr


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