Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
5. Jahrgang.1878
Seite: 360
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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360 Psychische Studien. V. Jahrg. 8. Heft. (August 1878.)

die kleinen, dann die grossen Weihen, und Würde und
Titel einer Aebtissin Melanie über eine Gemeinschaft von
fast 200 Personen, die sie dort um sich versammelt hatte,
Sie lebte neben ihren Amtspflichten nur der treuen
Erinnerung ihrer geliebten Todten. Im Jahre 1838 erlebte
sie den Tag, an dem das von Kaiser Nikolaus errichtete
Schlachtendenkmal auf der Wahlstatt von ßoro-
d i n o enthüllt wurde. Die Aufregung jedoch, die ihr diese
Festlichkeit mit ihren grossen Manövern, ihrem Feldgeschrei
und ihrem Kanonendonner auf der sonst so
schweigsamen Ebene verursachte, warf sie auf das Krankenlager
. Der Kaiser, der sie hoch verehrte, kam selbst, sich
nach ihrem Befinden zu erkundigen, ergriff ihre abgemagerte
Hand und drückte sie inbrünstig an seine Lippen. Beim
Abschied frug er, ob er ihr nicht eine Gnade gewähren
könne? „Begnadigen Sie meinen Bruder, Majestät!" flüsterte
die Kranke. Ein Narischkin hatte sich an dem bekannten
Aufstande des Jahres 1825 betheiligt und schmachtete seit
vierzehn Jahren in Sibirien in der Verbannung. Der Kaiser
Hess ihre Hand los, wurde sehr nachdenklich und einsilbig,
und bat dann, sich die Sache überlegen zu dürfen. Schon
wenige Tage nachher aber erfuhr Margaretha Michailowna,
dass ihr Bruder auf freien Fuss gesetzt worden war. —
Sie brachte ihr Leben noch zu hohen Jahren. Als ihr
Ende wirklich herannahte, Hess sie sich von einer ihrer
Nonnen die Schatulle bringen, die ihre theuersten Schätze
barg, die Briefe und Verse ihres Alexander, und überlieferte
Alles den Flammen. Ihre letzten Worte aber waren:
„Liebet Euch unter einander und lebet zusammen in
Frieden!" So starb die Frau, die nach den eigenen Versicherungen
des Kaisers Nikolaus ihm zuvorgekommen
war, die historische Stätte von Borodino mit einem Denkmale
zu schmücken, an dessen Bedeutung das von ihm
errichtete nimmermehr heranreiche! — Wie viele Gattinen
und Mütter werden nun sechzig Jahre später den armen
Gefallenen auf den Ebenen Bulgariens ähnliche Todten-
opfer weihen?!


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