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Eine Spukwohnimg in Brünn.
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Eine Spukwohnung in Brünn.
Aus Brünn ging uns von einem zuverlässigen Gewährsmann
, Herrn A. J. Rambousek, folgende Mittheilung unterm
3. April er. zu: — „Vor etwa vierzehn Tagen wurde mir
Kenntniss gegeben, dass eine Familie Nächtens durch auffallende
Erscheinungen in einer von ihr erst kürzlich bezogenen
Wohnung beunruhigt werde. Schatten wollte man
gesehen, auch Klopflaute gehört, den Deckel einer kleinen
Kaffeekanne einige Male, ohne berührt zu sein, sich erheben
gesehen haben. Was aber, abgesehen von der unerklärlichen
Unruhe und Aengstlichkeit eines etwa 2jährigen Kindes,
am meisten beängstigte, waren Schritte, das Anwehen wie
von einem eisigkalten Athem, Druck und Beklemmungen
der Brust und des Halses, so dass die Sprache versagte.
Am meisten soll eine junge Frau in vorgerückten Umständen
darunter zu leiden gehabt haben. Allein auch deren Mutter
und Mann hatten ähnliche Erscheinungen, und ein Bruder,
der aus diesem Anlasse 2 Nächte dort zubrachte, ging zwar
erst unangefochten davon; aber die zweite Nacht war auch
er ein Gegenstand des Angriffes und wollte eine dritte
Nacht nicht mehr mitmachen. Umsonst war das Wachen
einzelner oder mehrerer Familienglieder, auch fremder Hausbewohner
in der unheimlichen Wohnung. Nicht allnächtlich,
jedoch ziemlich oft durch etwa 3 Wochen, sollen diese Angriffe
vorgekommen sein, und gewöhnlich heftiger, wenn
einige Ruhetage vorausgegangen waren. Da mehrere Personen
die Wirklichkeit der erwähnten Erscheinungen als
selbst erfahrene und gefühlte behaupten und kein Grund
ersichtlich ist, eine derartige Spukgeschichte zu ersinnen,
ist man so ziemlich gedrängt, die Wahrheit der Aussagen
anzunehmen. Ja, diese Familie wurde durch die Wiederholung
der Heimsuchungen derart in Schrecken versetzt,
dass sie über Hals und Kopf diese Wohnung und das
Haus verliess, in dem sie in einer anderen Wohnung vordem
mehrere Monate unbelästigt gewohnt hatte, und diess, trotzdem
die neuere Wohnung ihr mehr Annehmlichkeit und
Vortheile bot, als die früher innegehabte; trotzdem, dass
sie bei dem neuen Wohnungswechsel einige von den erst
gewonnenen Vortheilen einbüsste und die damit verbundenen
Unkosten für eine unbemittelte Familie sehr empfindlich
sind. Da ich vermuthete, es möchte die junge Frau ein
spiritistisches Medium sein, so versuchte ich, die Familie zu
einem Kreissitzen zu bewegen; allein die Furcht der jungen
Frau war zu mächtig, um so mehr, als sie sich im Voraus
fest versichert hielt, es mit herrüberragenden, nicht geheuren
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