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380 Psychische Studien. V. Jahrg. 8. Heft. (August 1878.)
Kräften zu thun zu haben. Nun bin ich begierig, ob die
Familie in der neuen "Wohnung auch beunruhigt werden
wird, und ob die Nachbarschaft oder die künftigen Inhaber
der Spukwohnung irgend welche Belästigung erfahren werden?
Sonderbar, und vielleicht aus psychologischer Einwirkung
erklärbar ist es, dass die vorbemeldeten Erscheinungen
jedesmal, wenn ich zum Zwecke der Nachforschung in das
Haus gekommen war, durch einige Tage ausblieben, dann
aber unerwartet wieder heftiger angriffen. So erging es der
Familie auch die letzte Nacht, die sie in dieser Wohnung
zubrachte; nach meinem abendlichen Besuche durchschlief
sie dieselbe ungestört, wo sie vorher keine Ruhe hatte
finden können." — Dergleichen Erscheinungen nennt Robert
Dale Owen in seinem Werke: „Das streitige Land"
(Leipzig, Oswald Mutze, 1876), 1. Theil: „endemische, d. h.
an bestimmte Orte gebundene Störungen" und führt sogar
einen solchen von hundertjähriger Dauer S. 64 ff. an, dessen
Leetüre wir hiermit nach Aufklärung suchenden Forschern
wiederholt bestens empfehlen,
Fünf Leipziger Hexenprocesse,
Im „Yerein für die Geschichte Leipzigs" hielt am
21. März er. Herr Otto Moser einen Vortrag über „Leipziger
Hexerprocesse", dessen Referat im Leipziger Tageblatt vom
24. März enthalten ist* Darin heisst es: — „Leipzig, der
Wohnsitz des berühmten Criminalisten und unversöhnlichen
Hexenverfolgers Benedict Carpzov, welcher schon Zweifler
an Zauber und Hexerei für todeswürdig erklärte, ist, soweit
es hierauf bezügliche Ueberlieferungen giebt, von solchem
Justizmord frei geblieben. Redner hat nur fünf Leipziger
Hexengeschichten auffinden können, von deiien die älteste
von 1561 in der kurzen Notiz besteht, dass eine Hexe m
diesem Jahre um die Weihnachtszeit einen Poltergeist
in das Jacobs - Lazareth gebannt habe, der als Katze und
bisweilen auch in anderer Gestalt die Kranken und andere
Leute arg vexirte." Die zweite Hexerei kommt vor in der
Anklage einer Frau durch einen meklenburgischen Junker
von Schmachthayen, er sei durch deren Hexerei um seine
Virilität gekommen. Die Frau war die junge Gattin des
studirten Rechtsbeamten Andreas Müller, der sich mit ihr
unter die Gerichtsbarkeit der Universität stellte, weil sich
die Sache merkwürdig verwickelte. Ein Hausfreund Müllems
sollte wegen Verdachts der Beihülfe zu dem angeblichen
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