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Immanuel Hermann v. Fichte über den neueren Spiritualismus. 389
ausser Zweifel stellte: dass die Anklage des Betrugs gegen
Slade hinfällig sei, dass hier eine nicht abzuleugnende reale
Thatsache vorliege. Indem er weiter jedoch für jene That-
sache neue Versuche und Prüfungsmethoden erfand, hat er
zugleich denurspünglich so engen Horizont Slade'schev Experimente
glücklich erweitert und damit dem ersten einfachen That-
bestande eine Eeilie neuer Erfahrungen hinzugefügt, die
jetzt auch von anderer Seite bestätigt werden.
In seiner letzten öffentlichen Erklärung (Psychische
Studien, Maiheft 1878, S. 198) spricht er sich darüber
also aus: „Ich behalte mir für spätere Veröffentlichung in
meinen „Wissenschaftlichen Abhandlungen" die Beschreibung
noch weiterer Experimente vor, welche ich in zwölf Seancen
mit Mr. Slade erhielt, und zwar, wie ich ausdrücklich
zu erwähnen autorisirt bin, in Gegenwart meiner
Freunde und Collagen, des Prof. Fechner, des Prof. Wilhelm
Weber, des berühmten Elektrikers aus Göttingen, und des
Herrn Scheibner, Prof, der Mathematik an der Universität,
welche vollkommen überzeugt sind von den beobachteten
Thatsachen, die jede Täuschung oderPrästidigitation
aus s chl iess en." (Ich selbst könnte, wenn ich dazu „aut ori-
sirt" wäre, jenen Namen noch andere gleichfalls bedeutungsvollen
Klanges hinzufügen, welche ebenso entschieden durch
jene Anregung von der Bedeutung und der Erforschungswürdigkeit
der spiritualistischen Phänomene sich überzeugt haben.)
Gleicherweise berichtet in demselben Hefte der „Psychischen
Studien" fS. 201) ein Dr. med. S. L. Nichols aus
Cambridge (England), dass ihm das von Prof. Zöllner erfundene
„Knotenexperiment" in Gegenwart von sechs Zeugen
mit Einschluss des (dabei nöthigen, aber ganz passiv sich
verhaltenden) Mediums, W. Eglinion, „wiederholt" gelungen
sei. Und er hege keinerlei Zweifel, fügt er hinzu, „dass
diese splendide Manifestation zu jeder Zeit unter den gleichen
Bedingungen wiederholt werden könne."
Ich dächte, eine solche Uebereinstimmung der Zeugnisse
von einander unabhängiger Forscher sollte auch bei uns
endlich die hohlen Proteste eines eingerosteten Vorurtheils
wirksam niederschlagen, welches immer noch, ohne eigentlich
objective Gründe, die ernste Untersuchung solcher
Dinge zu verhindern, wenigstens zu verkümmern sucht,
während diese bei den andern Culturvölkern längst schon
literarisches Bürgerrecht erhalten hat. Dass zudem noch die
ganze Frage eine tiefgreifende culturgeschichtliche Bedeutung
für die Gegenwart habe, glaube ich im Bisherigen ausreichend
gezeigt zu haben für Alle, die unbefangenen, zugleich
forschensmuthigen Geistes sind.
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