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Zöllner: Meine Experimente mit Mr. Slade zu Leipzig. 391
Der persönliche Eindruck, welchen Slade auf mich,
machte, war ein durchaus Yortheilhafter; er war in seinem
Auftreten bescheiden und zurückhaltend und in der Con-
versation {Slade spricht nur englisch) ruhig und taktvoll.
Als der Gegenstand unserer Unterhaltung sich bald auf
die Anklage Lankester''s lenkte, spiegelte sich in seinen
Mienen und Worten der Ausdruck sittlicher Entrüstung
über das in England gegen ihn eingeschlagene Verfahren
wieder. Um das Thema auf einen anderen Gegenstand zu
bringen, fragte ich ihn, ob er schon versucht habe, eine
Magnetnadel abzulenken, da ich mich erinnerte, dass von
Prof. Fechner in Gemeinschaft mit Erdmann, dem verstorbenen
Prof. der Chemie an der Universität Leipzig, ein
derartiges Phänomen in Gegenwart einer gewissen Frau
Ruf beobachtet worden ist, welche Reichenbach als Sensitive
den genannten Herren in Leipzig producirt hatte.
Um meinen Lesern das interessante Resultat dieser
Untersuchung hier mitzutheilen, mögen im Folgenden aus
der vor 2 Jahren erschienenen kleinen Schrift Fechner*s:
„Erinnerungen an die letzten Tage der Odlehre und ihres
Urhebers" (Leipzig, Breitkopf Härtel, 1876) die betreffenden
Stellen (unter der Ueberschrift „mit Frau Ruf angestellte
Versuche" S. 26 fi.) wörtlich reproducirt werden: *)
„Fechner's magnetische Experimente mit einer
Sensitiven.
.^Donnerstag, 4. Juli 1S67. „Heute früh überraschte
miel: Herr v. Reichenbüch mit seinem Besuche. Auf meine
wiederholte briefliche Ablehnung, mich auf seine Versuche
einzulassen, nachdem ich keine Oommission meiner Collegen
zur Prüfung derselben zu Stande zu bringen vermochte,
und die Pendelversuche zu Nichts geführt, hatte er er-
wiedert, dass er dessenungeachtet kommen und selbst eine
Sensitive mitbringen wolle, nur um mir die Versuche zu
zeigen, ohne Anspruch zu machen, dass ich ein öffentliches
Urtheil darüber abgebe, natürlich voraussetzend, dass ich
verleumderischen Insinuationen gegen meine Person zu begegnen, zu
denen Hr. Elcho in den folgenden Worten seiner Kritik grosse Lust
zu verspüren scheint: „es gelang ihm {Stade), so lange leichtgläubigen
Gemüthern die Goldstücke aus der Tasche zu locken, bis eine polizeiliche
Ausweisung dieser Art von Mediumschaft und noch einer viel
schlimmeren, die sich hier nicht näher bezeichnen lässt,
ein Ende machte." (Vgl. oben S. 283.) Welche Bewandtniss es mit
der „polizeilichen Ausweisung" Stade's aus Berlin hat, wird weiter
unten gezeigt werden.
*) Man vergl. „Ps. St»", April-Heft 1876, S. 188 und März-Heft 1877,
Seite 132. — Die Red.
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