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396 Psychische Studien. V Jahrg. 9. Heft. (September 1878.)
gemacht habe. Slade erwiderte mir, dass er letzten Sonntag
(11. Nov. 1877) auf diese Eigenschaft von einem Berliner
Professor (dessen Namen er sich nicht mehr erinnerte)
untersucht worden sei,*) und sich hierbei die ihm selbst unbekannte
Fähigkeit gezeigt hätte, die Magnetnadel abzulenken
und in lebhafte Schwingungen zu versetzen. Diese
Mittheilung erweckte zuerst in mir den "Wunsch, Hrn. Slade
in ähnlicher Weise näher zu untersuchen, wie diess zehn
Jahre früher von Fechner bei der oben erwähnten Frau
Ruf geschehen war.
Da ich am nächsten Abend (Freitag d. 16. Nov.) den
Besuch Fechner s und Wilhelm Webers in einer sich allwöchentlich
bei mir versammelnden kleinen Gesellschaft von
Freunden erwarten durfte, so lud ich Hrn. Slade ein, mit
uns am folgenden Tage einfach eine Tasse Thee zu trinken.
Ich erklärte ihm ausdrücklich, dass wir vollkommen zufrieden
gestellt sein würden, wenn er uns nur die Ablenkung der
Magnennadel unter Bedingungen zeigte, die auch für ferner
Stehende jeden Verdacht einer möglichen Täuschung ausschlössen
. Slade nahm meine Einladung an und war auch
bereit, sogleich in Gesellschaft eines meiner anwesenden
Freunde in meine Wohnung zu kommen« Ich hatte hierbei
die Absicht, die Ablenkung der Magnetnadel an einem
meiner Compasse womöglich noch an demselben Abend zu
constatiren, um auf diese Weise einige Garantie für das
Gelingen am folgenden Tage in Gegenwart meiner Freunde
zu besitzen. Yon dieser Absicht hatte ich selbstverständlich
Slade nichts mitgetheilt, um jede mögliche Vorbereitung
auszusshliessen.
Auch in meiner Wohnung lenkte sich sehr bald das
Gespräch wieder auf den erwähnten magnetischen Einfluss,
so dass die Frage meines Freundes, ob ich nicht einen
Compass zur Hand hätte, ebenso ungezwungen als natürlich
wai\ Indem ich diess bejahte, holte ich einen Himmelsglobus
, an dessen Gestell sich unten ein Compass befand,
setzte ihn auf den Tisch, und Slade bewegte auf unseren
Wunsch seine rechte Handfläche horizontal dicht über dem
durch Glas festverschlossenen Gehäuse der Magnetnadel.
Letztere blieb unbeweglich, und ich schloss hieraus, dass
Slade keine Magnetnadel unter der Haut verborgen haben
*) Dieser Herr ist durch Herrn Liebing in Berlin, und Letzterer
zuvor durch Herrn Wütig bei seinem Berliner Besuche auf das Fechner-
sehe Experiment mit der Magnetnadel aufmerksam gemacht worden.
Herr Liebing fand seinen Compass leider nicht vor, als die im Novemberheft
1877 S. 495 berichtete Seance stattfinden sollte, sonst wären
sogleich Versuche mit ihm angestellt worden. — Die Red.
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