Freiburger historische Bestände - digital

II. Abtheiluiig*

Theoretisches und Kritisches,

Ernst Häckel und der „Spiritismus".

Ernst Häckel sielit sich veranlasst, im 10. Hefte der
„Deutschen Rundschau*' über „Zellseelen und Seelenzellen
" zu schreiben, weil der crasseste Aberglaube aufs
Neue in Gestalt des Spiritismus sein Haupt erhebt und
„nicht allein Hunderttausende von Gebildeten und Ungebildeten
, sondern sogar namhafte und kenntnissreiche
Naturforscher dem blinden Wahne dieses Aberglaubens
zum Opfer fallen»"

„Haben wir doch erst vor wenigen Monaten zu unserer
Beschämung erleben müssen, dass der amerikanische Spiritist
Slade, nachdem er in England durch Geister-Beschwörungen
sich ein ansehnliches Vermögen erworben (?> und dann
zuletzt als gemeiner Betrüger entlarvt war, (!) in Deutschland
sein Gauner - Geschäft mit gleichem Erfolge fortsetzte
und sogar einzelne angesehene "Naturforscher zu bethören
wusste. Und sehen wir nicht sogar, dass eine besondere
Literatur des Spiritismus, durch zahlreiche Zeitschriften
vertreten, diesen unglaublich an Schwindel in das Gewand
einer besonderen Wissenschaft zu kleiden sucht! In dem
Jahrhundert der Eisenbahnen und Telegraphen, der Speetral-
Analyse und des Darwinismus, im Zeitalter der monistischen
Natur-Erkenntniss erscheinen solche Rückfälle in den finstern
Aberglauben des Mittelalters kaum begreiflich." (Sic!)

Es gehört vor allem viel — Muth dazu, wenn anerkannte
Forscher durch Wochen unausgesetzt sich Experimenten
hingeben, aufzutreten und, ohne nur ein einziges
Mal einem solchen Experiment beigewohnt zu haben, ohne
die fremden Experimente auch nur einer Kritik zu unterziehen
, a priori ihre Resultate zu verurtheilen. Wenn
es a priori festgestellt wäre, dass die Thatsachen des Spiritismus
ein Schwindel sein müssen, so ist es geradezu
unbegreiflich, wie so Zöllner, Fechner, Weber und so viele
andere an Vielseitigkeit des Wissens Häckel weit überlegene
Forscher so gar keine Kenntniss von jenen Axiomen
haben. Eines ist gewiss, einer von beiden muss als ein