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Einleitung des Buches: Die Natur des Geistes. Von Bev. Giles. 411
einigen Stellen der Schrift entnommen, in welchen des
Feuers als Mittels zu einer Strafe der Bösen Erwähnung
geschieht. Die Glückseligkeit des Himmels soll dagegen
der allgemeinen Lehre nach im Ausruhen von aller Thätig-
keit und in beständiger Anbetung Gottes bestehen. Diese
Auffassung bezieht sich ohne Zweifel auf die Offenbarung
Johannis, welche die Menge der himmlischen Heerschaaren
als den Thron Gottes umgebend und ewig Loblieder singend
beschreibt. Aber je mehr man sie im Lichte der Vernunft
als denkendes "Wesen betrachtet, desto ungenügender erscheinen
alle diese Theorien. Die Lehren, welche sich
darauf begründen, sind so wenig übereinstimmend und mit
der menschlichen Natur sowohl als mit dem Geist der
heiligen Schrift im Widerspruch, dass sie den Gegenstand
nur noch mehr in Dunkel hüllen und selbst Viele verleiten,
sogar an einem wirklichen bewussten Leben nach dem Tode
zu zweifeln» Aus dieser Ursache schon waren neue und
vollständige Aufklärungen nothwendig. In Ermangelung
aller direkten Lehren der heiligen Schrift über diesen
Gegenstand sind wir gezwungen, jede Theorie nach deren
"Wahrscheinlichkeit zu beurtheilen. "Wenn uns nun aber
eine solche Theorie gegeben wird, die durch Nichts dem
Geiste der Bibel widerspricht, die den Anforderungen und
Wünschen der menschlichen Natur und Vernunft genügt
und mit den göttlichen Gesetzen, soweit sie uns bekannt,
übereinstimmt, wird es schwer sein, solche Theorien zu vermehren
. Die Lehren des Spiritismus sind nun aber im
Einklang mit der Bibel und mit der gesunden Vernunft; je
strenger und unpartheiischer man sie prüft, desto zweifelloser
wird ihre Wahrheit erscheinen.
In meinen frühern Vorlesungen habe ich mich bemüht
zu beweisen, dass es geistige Substanzen giebt und dass es
folglich eine geistige, von der irdischen ganz verschiedene
Welt geben kann; dass der Mensch im Wesentlichen geistig
von geistigen Substanzen gebildet ist und als Geist die
menschliche Gestalt angenommen hat, die, wenn ihre Aufgabe
erfüllt ist, von ihm abfällt, wie die Larve vom
Schmetterling, wie die Eierschale vom Vogel, wenn er
ihrer nicht mehr bedarf. Man hat allgemein angenommen,
dass, um sich einen richtigen Begriff vom Geist zu bilden,
man ihn in jeder Hinsicht als den Gegensatz der Materie
betrachten müsse. Man sagte, die Materie habe Gestalt
und Form, daher müsse der Geist keine haben; die Materie
sei substanziell, also sei der Geist es nicht Auf diese Weise
spricht man aber dem Geist die Möglichkeit der Existenz
ab. Der Ohrist giebt das Dasein des Geistes zu, behauptet
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