http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1878/0465
IL Abtheilung*
Theoretisches und Kritisches.
Schelling's Unsterblichkeitslehre.
Von Prof. Dr. Franz Hoffmann.
I.
Schelling hatte zuerst in voller Bestimmtheit in der
Abhandlung: „Philosophische Untersuchungen über das
Wesen der menschlichen Freiheit etc."*) (1809), Gott als die
absolute Persönlichkeit ausgesprochen, nicht zwar im Sinne
des reinen Theismus, aber doch im Gegensatze zu der realistischen
, persönlichkeitslosen, geistleugnenden Alleinslehre
Spinozds wie zu der idealistischen ebenso persönlichkeitslosen
Fassung des Absoluten (Gottes) als der moralischen Weltordnung
. Den reinen Theismus lehnte also Schelling geradezu
ab, wie er den persönlichkeitslosen realistischen und idealistischen
Pantheismus ablehnte, damit aber nicht den Theismus
überhaupt und nicht den Pantheismus überhaupt Seine
Lehre sollte theistisch sein, aber nicht den Pantheismus in
jedem Sinne ausschliessen, sie sollte pantheistisch sein, aber
den Theismus nicht ausschliessen. Diese Vereinigung und
Verschmelzung des Theismus und Pantheismus ist als Persönlichkeitspantheismus
zu bezeichnen. Nach ihm schafft
Gott die Welt aus sich selbst, d. h. aus der ewigen Natur
Gottes. Die Welt ist die Selbstausgestaltung Gottes seiner
ewigen Naturseite nach, und die Vollendung der Welt fällt
mit der Vollendung der göttlichen Persönlichkeit zusammen.
Die Naturgestaltungen der Welt sind Stufen der Erhebung
zum Geiste im Menschen, und die aus der Fiasterniss der
materiellen Welt an's Licht Geborenen schliessen sich dem
idealen Prinzip (Gott) als Glieder seines Leibes an, in
welchem jenes vollkommen verwirklicht und ein ganz persönliches
Wesen ist.**)
So verknüpfte denn Schelling mit der Bestimmung
Gottes als der ewigen, aber in der Geschichte sich aus-
*) Schelling's S. Werke L 7, 333-416.
**) Schelling's S. Werke I, 7, 405.
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