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462 Psychische Studien. V. Jahrg. 10. Heft. (October 1878.)
Mensch, wie er gewöhnlich ist, selbst für den Teufel zu
schlecht. Das Schlechte ist das Gemischte; das lautere
Böse ist in seiner Art etwas Reines. So ungefähr Messe
sich also die christliche Erklärung des Falls wahrscheinlich
machen." *)
Die Wirklichkeit der Geisterwelt wird von Sclielling
alsdann damit hervorgehoben, dass er sie auch ein System
von Gegenständen nennt, und zwar ganz ein solches wie
die Natur. Natur und Geisterwelt sind ihm nicht verschiedener
, als z. B. die Welt der Plastik und die Welt
der Poesie. Die unmittelbare Verbindung der Natur mit
der Geisterwelt ist zwar durch den Menschen unterbrochen;
desswegen hören sie aber nicht auf, Eine Weit zu sein und
sich aufeinander aus der Ferne wenigstens zu beziehen.
Ein solcher Bezug der Geisterwelt mit der Natur ist unauflöslich
, weil im Wesen des Universums selbst gegründet.
Und wie die Geisterwelt im Ganzen mit der Natur durch
einen nothwendigen consensus harmonicus verbunden ist, so
sind es auch die einzelnen Gegenstände der Geister- und
der Natur-Welt. So muss es in der Geisterwelt ebenfalls
Gesellschaften geben, die denen auf der Welt entsprechen,
nur dass dort Gleiches zu Gleichem kommt, hier aber Gemischtes
beisammen ist. Gleichwie die Naturen, je nachdem
sie entweder das Böse oder das Gute am meisten von
sich ausgeschlossen Laben, mit dem Himmel und der guten
Geisterwelt oder mit der Hölle in Rapport sind, ebenso
steht jeder einzelne Mensch, jenachdem entweder das Gute
oder das Böse in ihm zu höherer Reinheit gekommen ist,
in Bezug entweder mit der guten oder mit der bösen
Geisterwelt. Der Mensch wird durch den fortgehenden
Lebensprocess der Gattung abwechselnd empfänglich und
unempfänglich für die Geisterwelt überhaupt. Der Mensch,
der in sich das Gute rein vom Bösen geschieden, wäre ohne
Zweifel des Rapports mit guten Geistern fähig, welche
bloss die Mischung scheuen; ebenso wer das Böse in sich,
rein geschieden von allem Guten, in sich hätte, würde mit
bösen Geistern in Rapport sein. Es ist unbegreiflich, wie
man an einem solchen Zusammenhang je hat zweifeln
können. Wir leben unter beständigen Eingebungen. Wer
*) Man sieht, dass Schelliwj, schon als er das Mitgetheilte niederschrieb
, doch nicht allzufest in dieser Erklärung befestigt war. Späterhin
gestaltete er denn auch die in den Stuttgarter Vorlosungen vorgetragene
Erklärung sehr erheblich um, womit er aber weder einerseits
Baader, noch andererseits die modernen theologischen und philosophischen
Ausleger befriedigen konnte. Siehe Schellhffs 8. Werke
II, 4, 228 -293 (33.-35. Vorlesung der Philosophie der Offenbarung).
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