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Der Kampf gegen die Orthodoxie in der Naturwissenschaft. 467
fang unterwirft. Das Wunderbare dieser Sitzung liegt nicht
im Orte, von dem die Blumen gebracht wurden, sondern in
den angewandten Vorsichts-Maassregeln. So z. B. werden
die Hände des Mediums immer gehalten (was auch bei
dieser Sitzung der Fall war), und dennoch, während die
Hände so gehalten werden, fallen die Blumen auf den Tisch
— und sogar bestimmte BJumen und Früchte fallen
ganz in der Nähe Derer, die sie v e r 1 a n g t e n. Diese wirkliche
Thatsache nun muss erklärt werden, wenn sie sich
(wie in diesem Falle) m einem Privathause zuträgt; und
in Bezug darauf ist die chemische Prüfung von durchaus
keinem Belang.
In Bezig auf obigen Fall ist aber die Prüfung selbst
ernstem Verdachte ausgesetzt. Der Skeptiker nämlich, der
den Fall einer Prüfung unterwerfen wollte, machte während
der Sitzung plötzlich Licht, entdeckte aber nichts. Er wurde
hierauf wegen beleidigender Bemerkungen gebeten, das Zimmer
zu verlassen, sonst würde man mit der Sitzung nicht
weiter fortfahren. Sehr heftige Worte wurden in Folge dessen
zwischen ihm und dem Medium gewechselt. Er ist desshalb
als ein parteiischer Zeuge zu betrachten; und um eine
Anschuldigung des Mediums von einem solchen Zeugen
aufrecht erhalten zu können, muss durch unparteiisches Zeug-
niss bewiesen werden, dass das chemische Reagens nicht erst
später hinzugefügt worden war, nachdem die Blumen schon
in der Sitzung erschienen waren. Diess ist um so mehr
nöthig, als wir jetzt das schriftliche Zeugniss eines andern
Bewohners des Hauses haben, worin angegeben wird, dass
einige der Blumen zu einem Arzt der Stadt geschickt wurden
, der keine Spur von Blutlaugensalz entdecken konnte.
Die Genauigkeit jener vermeintlichen Prüfungen wird auch
noch durch eine andere Thatsache zweifelhaft gemacht. In
dem in der „Bath and Cheltetham Gazette" veröffentlichten
Bericht über diese Angelegenheit, der auch durch Dr. Car-
penter1$ Berichterstatter (in einem vor mir liegenden Briefe)
als von einem Freunde kommend und als ganz richtig anerkannt
wird, finden wir angegeben, dass „dieselbe Autorität,
die die Gegenwart von Blutlaugensalz an den Blumen nachgewiesen
haben soll", auch den Sand untersuchte, der während
derselben Sitzung auf den Tisch gefallen war, und fand,
dass er Seesalz enthalte, und darum Meeressand sein müsse,
und dass er mikroscopisch ganz dem Sande der Seeküste
gleiche, an der sich das Medium einige Tage vorher aufgehalten
hatte.
Diess klingt ganz wie Wahrheit und wirft ein verdächtiges
Licht auf die Angelegenheit. Nun aber hatte noch
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