Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
5. Jahrgang.1878
Seite: 475
(PDF, 148 MB)
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Ein neues vorsichtigeres Urtheil eines früheren Gegners. 475

schien mir zum Theil recht verständig, zum Theil recht
abgeschmackt, ich bat daher einen Freund, der persönliche
Erfahrungen auf diesem Gebiet, besonders in Amerika, gemacht
hat, und zu dessen Wahrheitsliebe, Beobachtungsschärfe
und geistiger Gesundheit ich grosses Vertrauen
hege, die Bogen sich anzusehen und mir mitzutheilen, was
er von dem Inhalte derselben denke. Er erfüllte meinen
Wunsch und äusserte etwa Folgendes:

„Fragt man wissenschaftlich gebildete Leute, ob sie die
in der Natur wirksamen Kräfte für bereits vollständig erkannt
halten, so antworten sie sicherlich verneinend, hören
sie aber von Vorfällen, die ihren Alltagserfahrungen zuwider
laufen, so sind neun Zehntel schnell damit fertig,
nichts als Schwindel anzunehmen. Selbst Beobachtern und
Forschern mangelt leider zu häufig die nöthige Unbefangenheit
, sie gehen mit Vorurtheilen, mit Wünschen und Hoffnungen
an jede Untersuchung, ihre Urtheilskraft steht
unter der Herrschaft ihres Willens, und was sie gern
wahrnehmen möchten, das hören, sehen, fühlen, riechen und
schmecken sie; was nicht, das nicht. Bei gläubigen Spiritisten
versteht sich das ganz von selbst, Wunder sind ja
die leicht erzeugten Kinder des Glaubens, aber die Ungläubigen
machen es nicht eben besser, was in die geltenden
Theorien nicht passen will, leugnen sie ab. Als Caspar
Friedrich Wolffm seiner Theoria generationis 1759 den allmählichen
Zellenaufbau der Organismen verkündigte, sprach
Haller kurzweg sein yyUulla est epigenesis", und erst ein
halbes Jahrhundert später verhalf Goethe in seiner Morphologie
dem fast Verschollenen zu seinem Recht. Es gehört
viel moralischer Muth dazu, für den Kern einer durch
Phantasmen und Betrügereien entstellten Wahrheit öffentlich
aufzutreten, und Professor Zöllner hat diesen Muth bewiesen
, als er den üblen Buf Mr. Stadens nicht scheute,
sondern sich darauf einliess, mit ihm zu experimentiren.
Selbst wenn für die Wissenschaft nichts herauskäme, selbst
wenn er sich hätte täuschen lassen, war es besser, dem Ge-
spötte der Mitwelt zu trotzen, als mit vornehm thuendem
Ingnoriren den Kopf in den Sand zu stecken.

„Mir sind die von Zöllner berichteteten Thatsachen aus
eigener Anschauung bekannt, ausgenommen das mysteriöse
Schreiben auf der Schiefertafel, von dem ich nur Aehn-
liches mittelst des spiritistischen Schreibtelegraphen gesehen
habe. Taschenspielerei findet dabei häufig genug statt,
aber sie erklärt lange nicht Alles. An dienstbare Geister
glaube ich natürlich nicht; was durch sie offenbart sein
sollte, war stets triviales Zeug, aber mit Zöllner's vier-


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