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476 Psychische Studien. V. Jahrg. 10. Heft. (October 1878.)
dimensionalem Raum, in welchem vier Linien auf einem
Punkt senkrecht stehen müssten, kann ich gleichfalls nichts
anfangen, er ist ein widerspruchsvoller Begriff. Die meisten
der vorgeführten Erscheinungen, die wandelnden Hände,
die Kerzen, die Menschengestalten halte ich für rein sub-
jectiv, erzeugt durch die persönliche Einwirkung des sogenannten
Mediums auf die sinnliche Wahrnehmsfähigkeit
der Anwesenden, denn nie war die Beschreibung des Gesehenen
eine einheitliche. Den physischen Einfluss eines
solchen Mediums habe ich empfunden; ohne dass er mich
berührte, versetzte er mich in einen Zustand, der dem eines
leichten Rausches ähnlich war. Mir scheint es in hohem
Grade wahrscheinlich, dass jene Medien unbewusst über
eine zur Zeit noch unbekannte Naturkraft verfügen, welche
mechanische Bewegungen hervorbringt. Solch eine Natur-
kiaft a priori abzuleugnen, passt sich nicht für Männer,
welche die Geschichte der Elektricität und des Magnetismus
kennen, und eben so wenig für Physiologen, die den
Mechanismus nicht erklären können, durch welchen der
immaterielle Wille den Arm hebt und ein Gewicht noch
dazu. Was wir „unseren eigenen Körper" nennen, besteht
aus discontinuirliehen Molekulgruppen; mit welchem Recht
darf man a priori behaupten, dass über die Grenze des
„eigenen Körpers" hinaus der „Wille" nicht zu wirken vermöge
? Ich sehe in den mediumistischen Leistungen Zustände
und Producte der Psyche, die eines eingehenden
Studiums wohl werth sind. Es ist zu bedauern, dass falsche
Scham die meisten Fachgelehrten abhält, diese immerhin
seltenen Phänomene zu studiren. Hat sich aber die wissenschaftliche
Orthodoxie herbeigelassen, den Wahnsinn, den
Blödsinn und Aehnliches in den Kreis ihrer Beobachtung
zu ziehen, hat sie begonnen, im Schlaf und im Traum Material
für exaete Forschung zu ahnen, so darf man hoffen,
eine künftige Generation werde verstehen, auch aus dem
Spiritismus Gewinn für die Wissenschaft zu erheben."
Kurze Notizen.
a) Georq Ebers berichtet in seinem historisch-cultur-
geschichtlichen Roman: „Eine ägyptische Königstochter«
(Stuttgart, Ed. Hallberg er, 1864) 1. Band in der 11. Anmerkung
: dass Epimenicles, der Zeuspriester zu Knossos auf
Kreta, nach Plinius 299, nach Xenophanes von Kolophon,
seinem Zeitgenossen, 154 Jahre alt geworden sein soll.
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