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Zöllner: Meine Experimente mit Mr. Slade zu Leipzig. 487
Meine Experimente mit Mr. Slade zu Leipzig,
Von Prof. Dr. Friedrich Zöllner.*)
(Schluss von Seite 445.)
IIL
Da wir fast regelmässig bei allen Sitzungen, (während
Slade's Hände den Anwesenden sichtbar auf dem Tische
lagen und seine Füsse in der mehrfach erwähnten seitlichen
Haltung jederzeit beobachtet werden konnten), unter dem
Tische die Berührung von Händen fühlten und, wie oben
bemerkt, solche auch vorübergehend unter denselben Bedingungen
durch unseren Gesichtssinn wahrgenommen hatten,
so wünschte ich ein Experiment anzustellen, durch welches
in noch überzeugenderer Weise der Beweis von der Existenz
solcher Hände geliefert werden könnte. Ich schlug daher
Hrn. Slade vor, ein flaches, bis an den Rand mit Weizenmehl
gefülltes Porcellangefäss unter den Tisch stellen zu
lassen und dann seinen „Spirits" den Wunsch auszusprechen,
dass sie, bevor sie uns betasteten, zunächst ihre Hände in
das Mehl steckten. Auf diese Weise mussten sich die
sichtbaren Spuren der Berührung an unseren Kleidungsstücken
auch nach der Berührung zeigen, und gleichzeitig
konnten die Hände und Füsse Stades auf zurückgelassene
Reste von anhaftendem Mehle untersucht werden. Slade
erklärte sich sofort bereit, die vorgeschlagene Prüfungsbedingung
einzugehen. Ich holte einen grossen Porzellannapf
von etwa 1 Fuss Durchmesser und 2 Zoll Tiefe, füllte
ihn bis zum Rande gleichmässig mit Mehl und stellte ihn
unter den Tisch. Während wir uns zunächst um den eventuellen
Erfolg dieses Versuches gar nicht kümmerten, sondern
noch über 5 Minuten lang die magnetischen Experimente
fortsetzten, während welcher Zeit Stadens Hände
jederzeit sichtbar auf dem Tische sich befanden, fühlte ich
plötzlich mein rechtes Knie unter dem Tische von einer
grossen Hand etwa eine Secunde lang kräftig umfasst und
gedrückt, und in demselben Momente, als ich diess den Anwesenden
mittheilte und aufstehen wollte, wurde der Mehlnapf
etwa 4 Fuss weit von seinem Platze unter dem Tische auf
dem Fussboden ohne sichtbare Berührung hervorgeschoben.
Auf meinem Beinkleid hatte ich den Mehlabdruck einer
grossen, mächtigen Hand, und auf der Mehloberfläche des
Napfes waren vertieft der Daumen und die 4 Finger mit
*) Aus dessen im August er. erschienenen Werke: „Wissenschaftliche
Abhandlungen", Zweiter Band, erster Theil. (Leipzig, X. Staads«
mann, 1878.) Seite 340—351. — Die Red,
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