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Zöllner: Meine Experimente mit Mr. Slade zu Leipzig. 493
vermöge. Sicherlich würde diess eine grosse Uebung zu dem
beabsichtigten Zwecke bei Hrn. Slade voraussetzen und
daher naturgemäss die V ermuthung erwecken, derselbe habe
dieses Experiment schon öfter producirt. Abgesehen von
dem lebhaften Erstaunen des Hrn. Slade und seiner Versicherung
, noch niemals solche Phänomene in seiner Gegenwart
beobachtet zu haben, sind mir bis jetzt noch in keinem
öffentlichen Berichte über Hrn. Slade's Productionen ähnliche
Thatsachen bekannt geworden. Dass die Strümpfe
Stadens nicht für diesen Zweck an ihrem unteren Theile
ausgeschnitten gewesen sind, — (wie einige „Männer der
Wissenschaft" in Leipzig vermutheten, die in geringfügigen
Dingen unsere physikalische Beobachtungsgabe vertrauensvoll
in Anspruch nahmen, bich aber im vorliegenden Falle
nicht scheuten, uns Bauernregeln für die Anstellung exacter
Beobachtungen zu ertheilen), — davon haben wir uns, wie
schon oben bemerkt, unmittelbar nach den Versuchen überzeugt.
Um indessen allen solchen Zweifeln (und den fast
nicht minder wunderbaren Erklärungsversuchen, als die
Thatsachen selber sind,) zu begegnen, schlug ich Hrn. Slade
einen Versuch vor, welcher vom St andpunkte der vierdimen-
sionalen Raumtheorie leicht gelingen musste. In der That,
wenn die von uns beobachteten Wirkungen von intelligenten
Wesen herrühren, welche sich im absoluten Raum an
Orten befinden, die in der Richtung der vierten Dimension
neben den von Hrn. Slade und uns occupirten Orten im
dreidimensionalen Räume liegen,*) und daher nothwendig
*) Die Vorstellung des Nebeneinander verschiedener, unendlich
weit ausgedehnter, Raumgebiete setzt nothwendig die Vorstellung
des nächst höheren Kaumgebietes voraus. So würde sich ein zweidimensionales
Wesen zwar eine beliebige Anzahl paralleler, unendlich
gerader Linien, d.h. unendlich ausgedehnter eindimensionaler Kaumgebiete
, vorstellen können; aber die unendliche Ebene selber, in
welcher es sich bewegt, wie wir mit unserem Körper im unendlich
ausgedehnten dreidimensionalen Räume, würde es sich nur einmal
voistelien können, trotzdem wir, als dreidimensionale Wesen, wissen,
dass es beliebig viele, unendlich ausgedehnte parallele Ebenen geben
kann, welche nach einer senkrechten Dichtung (d. i. nach der dritten
Dimension) nebeneinander geordnet sein können. Alle diese
Ebenen könnten unendlich ausgedehnte zweidimensionale Welten darstellen
, deren Vorgänge in jedem Raumgebiete vollkommen von denjenigen
im andern getrennt sind. Wäre aber unter gewissen anomalen
Zuständen ein zweidimensionales Wesen der einen Ebene mit mehreren
zweidimensionalen Wesen der andern Ebene causal verbunden, so
dass diese Wesen durch Bewegungen nach der dritten Dimension
Wirkungen in dem zweidimensionalen Raumgebiete der ersten Ebene
erzeugen könnten, so würde diess den in dieser Ebene beweglichen
Wesen ebenso wunderbar erscheinen wie uns die Wirkungen in der
Umgebung des Arn. Slade. (Vgl. Bd. I, S. 257.)
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