http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1878/0506
494 Psychische Studien, V. Jahrg. 11. Heft. (November 1878.)
für uns unsichtbar sein müssen, so ist für jene Wesen das
Innere einer allseitig umschlossenen dreidimensionalen
Raumfigur ebenso leicht zugänglich, wie uns dreidimensionalen
Wesen das Innere einer allseitig durch eine Linie
(zweidimensionales Gebilde) umschlossenen Fläche. Ein
zweidimensionales Wesen kann sich zu einer geraden Linie
nur eine Normale in dem betreffenden zweidimensionalen
Raumgebiete, (dem es durch seine Erscheinung angehört),
vorstellen. Wir dagegen, als dreidimensionale Wesen, wissen,
dass es unendlich viele Normalen zu einer geraden Linie
im Räume gibt, welche in ihrer Gesammtheit den zweidimensionalen
geometrischen Ort der Normalebene jener
Geraden bilden. Analog können wir uns nur eine Normale
zu einer Ebene vorstellen; ein Wesen von 4 Dimensionen
würde sich aber unendlich viele Normalen zu einer
Ebene vorstellen können, die in ihrer Gesammtheit den
drei dimensionalen geometrischen Ort bilden würden, welcher
in der vierten Dimension normal zu jener Ebene stände.
Wir können uns natürlich, als dreidimensionale Wesen,
von diesen Raumverhältnissen keine Vorstellung machen,
obschon wir im Stande sind, begrifflich durch Analogie
die Möglichkeit ihrer realen Existenz zu erschliessen.
Die Wirklichkeit ihrer Existenz kann nur durch T hat-
sachen der Beobachtung erschlossen werden.
Um eine solche beobachte teT hatsache zu erlangen,
nahm ich eine von mir gekaufte Doppeltafei (book - slate),
d. h. zwei Tafeln, welche an der einen Seite mit Charnieren
aus Messing wie ein Buch zum Aufklappen mit einander
verbunden waren. Beide Tafeln beklebte ich (in Abwesenheit
Slade's) im Innern, auf den einander zugewandten
Seiten, wie oben beschrieben, mit einem halben Bogen von
meinem Briefpapier, welches unmittelbar vor der Sitzung
in der angegebenen Weise gleichmässig mit Russ überzogen
wurde. Diese Tafel schloss ich und bemerkte Hrn. Stade,
dass, wenn meine Theorie von der Existenz intelligenter
vierdimensionaler Wesen in der Natur begründet sei, es für
dieselben ein Leichtes sein müsste, die bisher nur auf offnen
Tafeln erzeugten Fussabdrücke auch im Innern der verschlossenen
Tafeln herzustellen. Slade lachte und mointe,
dass diess absolut unmöglich sein würde; selbst seine „Spirits",
welche er befragte, schienen anfangs über diesen Vorschlag
sehr betroffen, antworteten aber schliesslich doch mit der
stereotypen vorsichtigen Antwort auf einer Schiefertafel:
„we wül try it" („wir wollen es versuchen")* Zu meiner
grössten Ueberraschung willigte Slade ein, dass ich mir die
geschlossene Doppeltafel, (die ich nach ihrem von mir selbst
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1878/0506