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Kurze Notizen
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aus absoluter Unwissenheit zur fast vollkommenen Erkennt-
niss übergegangen seien in zwei solch ungeheuren und verwickelten
Problemen, wie der Ursprung der Arten und das
Alter des Menschen es sind."
d) In „Medicinische Glossen zum Hamlet. Vortrag
, gehalten zu Besten des Leipziger Siegesdenkmals am
1. März 1878 im Gewandhaussaale zu Leipzig. Von Carl
Thiersch, Professor der Chirurgie zu Leipzig4* finden wir
unter anderen höchst interessanten Bemerkungen (s. ,,Nord
und Süd." Eine deutsche Monatsschrift. Hrsg. von Paul
Lindau. Berlin, Georg Stilke, August-Heft 1878) S. 246
folgende beachtenswerthe Note 7): — „Das von Gall ausgehende
Bestreben, das Sprachvermögen im Gehirn zu lo-
kalisiren, hat namentlich durch die Bemühungen französischer
Forscher. Bouillaud, die beiden Dax und Broca, zu that-
säehlichen Resultaten der merkwürdigsten Art geführt.
Z. B. ist es zur Zeit durch Broca festgestellt , dass im
menschlichen Gehirn zwei Sprachcentra vorhanden sind, eines
rechts und eines links an gleichnamigen Stellen der Grosshirn
-Hemisphären, und zwar an der dritten Stirnwindung.
Eür gewöhnlich wird nur das eine Sprachcentrum eingeübt,
und zwar von Rechtshändigen das links gelegene und umgekehrt
. "Wird das eingeübte Centrum zerstört, so kann
die Sprache nach und nach wiedergewonnen werden durch
Einübung des bis dahin unbenutzten Centrums, ähnlich wie
ein Rechtshändiger bei Verlust der rechten Hand den Gebrauch
der linken einübt." — Auch über Visionen und
Geistererscheinungen sind verschiedene Bemerkungen eingestreut
, die aber nur vom Gesichtspunkte der Phantasmen
und Hallucination aus betrachtet werden. So wird S. 253
an die widerwärtige Negergestalt eriünert, welche Spinoza
belästigte, an das Doppelgesicht und gewisse Visionen
Goethe's\ Moses Mendelssohn wurde längere Zeit die Nächte
hindurch von gellenden Gehörshallucinationen gepeinigt, und
der Berliner Buchhändler und Philosoph Nicolai führte sogar
Gespräche mit hunderten bei ihm aus- und eingehender
visionairer Gestalten. Der geistreiche Verfasser bekennt
wenigstens: „Jeder mag über Gespenster denken, wie er
will"
e) Man macht alle Tage neue Entdeckungen auf Rechnung
Pius des IX. Die ,.Revue nia^netique" theilt als that-
sächlich mit, dass „der thierische Magnetismus vor einigen
Jahren zum ersten Male dem Papste durch M. Ch. Lafontaine
vorgeführt worden sei und Pius IX. in seiner päpstlichen
Unfehlbarkeit den Magnetiseur günstig aufgenommen und
ermuthigt habe, in der Praxis und Verbreitung dieser er-
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