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Professor Zöllner und der Spiritismus
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Dem neugierigen Treiben weiterer Kreise preisgegeben und
zu einer Sache „der Publicität" im gewöhnlichen Sinne gemacht
, würde das Experimentiren mit Medien — gesetzt
es würden auch bei uns solche in beträchtlicherer Zahl
entdeckt oder „entwickelt" — auf unser religiöses und sitt-
„Experimentolle Untersuchungen über Geistermanifesta«
. tioneii" (Leipzig, 0. Mutze, 1871), von dem amerikanischen Biebter
J. W. Edmunds in seiner Schrift: „Der amerikanische Spiritualismus
" (Leipzig, 187,0 und von dem früheren amerikanischen
Gesandt n Hoberl Dole Owen in seinem Werke: „Das streitige
Land" Leipzig, 1V76) bekebraehteu wertb\o«len Aufschlüss über
die Geheimnisse des jenseitigen Lebens, die der geeinte Verfasser des
obigen Art k- 1s nach seinen folgenden Auslassungen noch gar nicht
zu kennen scheint, so ,vie Uber deren Verhälti.iss zur religiös-ethischen
Seite des Dusse'ts, welche auch der «nglische Naturforscher Alfred
Rüssel Wallace, in seiner „Veith. idigung des modernen Spiritualismus
" (Leipzig, 1*75) höchst lichtvoll auseinan'ergesetzt hat,
so lange entschieden entgegengesetzter Meinung zu sein und zu bleiben,
bis uns vom Herrn Verfass'i des Obigen nicht das Gegentheil strict
erwiesen wird. Auch sind nicht alle Medien durchaus körperlich oder
psychisch, geschweige spirituell Leiden 'e, sondern nur zuweilen kommen
solche vor. Der anormale oder ekstatische Zustand der M< dien, v»her
und Propheten gehört doch nicht speziell in die Klinik oder gar in
das Irrenhaus! Und fern« r geh« n wir dt m theologischen Herrn Verfasser
zu bedenken, auf wTelche Weise wir uns vor ihm und seiner
zweifelnden Parthei denn anders hatten rechtfertigen woll n, wenn
Prot. Zol/ner die ^eal.tät der von uns seit mehr als 12 Jahren öffentlich
als echt behaupteten mediumistischen Erscheinungen nicht so
eklatant bestätigt hatte, als durch öffentlichen Appell an das
Publikum und durch Anregung allseitiger spiritistischer
Vei suche? Was wibden uns z. H. die wenig' n Naturforscher nützen,
wenn rie auch unter sich fort wählend diese Ihänomene noch so richtig
behandelten und feststellt- n, wenn das Publikum ihnen nicht
durch ^ el bstüber / eugung v ollen Glaub en seh« uken lernte?
W7ir haben als öffentliches Ofgan, dem Jahre lang von theologischer
wie wissenschaftlicher Seite aus nur zmv<iüe.ischer Hohn, Spott, ig-
noriiung und Ignoranz, ja sogar der \ or\>urf det absichtlichen '1 äuschung
und des Betiuges entgegengeschleuder worden ist, sowohl das Recht
als au<h die Pflicht, unsere ltei htferti»ung vor der Oeffent-
lichkeit bis in die äußersten (JonSequenzen zu verfolgen.
Jede wirkdehe Wahrheit muss eine allgemein anerkannte werden
können, ohne dass wir de-en Missbiaueh so sehr zu fluchten hatten.
Die Wahrheit trägt schon ihr Oorrectiv gegen jede falsche Auffassung
in sich und wird sich derselben sich r zu erwehr n bissen. — Ueber
die angeblich von der heil. Schritt genigte und verbotene nekro-
niantische Seite d<s Verkehis mit Geistern werden uir einen Artikel
im nächsten Hefte (\bti. III: „Einige Woi te Uber biblische
Zauberei und erlaubte Wundtr") biingen, behauen uns aber
n» ch Weiteres vor. — linse e bisher genbte Kritik det Keinearnations-
Lehre Allan Kardec's jedoch beschrankte sich nur auf die Ei wägungen,
welche der Herausgeber dieses Journals im November - Heft 18<6,
S. 497—50. kund gegeben hat. Wir sind weit entfernt, die Sache
selbst damit für absolut veiwerflich zu erachten, wir halten deren Erörterung
nur in unserem Journal und für Deutschland zur Zeit noch
für inopportun. — Die Kedaction*
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