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560 Psychische Studien. V. Jahrg. 12. Heft. (December 1878.)
liehes Volksleben ganz ebensowenig vortheilhaft einwirken,
wie auf dasjenige Nordamerika^ oder Englands. Die Medien
oder sensitiven Personen, an welche das Hervortreten der
sog. spiritistischen Phänomene unabänderlich geknüpft erscheint
, sind und bleiben immer Kranke, psychisch oder
spirituell Leidende. Kranke aber gehörer in's Krankenzimmer
oder in die Klinik der Aerzte, nicht auf die Schaubühne der
Oeffentlichkeit. Insonderheit da, wo man mittelst der Medien
zu Aufschlüssen über die Geheimnisse des jenseitigen Lebens
und dessen Verhältniss zur religiös-ethischen Sphäre des
Diesseits zu gelangen suchte, könnten schwerlich andre Ergebnisse
zu Tage kommen, als solche, die verderblichem
Unsinn und thörichtem Aberglauben Thür und Thor öffneten.
Gerade die in der h. Schritt streng gerügte und verbotene
nekromantische Seite du* Verkehrs mit Geistern würde
überall in den Vordergrund treten, sobald solcher Verkehr
in der Weise, wie Herr Aksähotv diess vorschlägt, gleichsam
zur Volkssache gemacht würde. Und jener durch das
Aksakow-Wütig1 sehe Organ bisher mit Eecht bekämpfte
Seelenwanderungs- oder Eeincarnations-Aberglaube der
Kardekianer, von dem Deutschland, ungeachtet der Bemühungen
des jüngst verstorbenen Grafen Adolph Foninski
und seiner Leipziger Vereinsgenossen um seine Herüberverpflanzung
aus Frankreich, bisher im Ganzen verschont
geblieben war: er würde dann seinen Einzug auch bei uns
halten und die mancherlei schädlichen Wirkungen, die man
anderwärts durch ihn angerichtet werden sah, über manche
Kreise auch nusrer Nation verbreiten.*) —
*) Welcher Unsinn dem Boden dieses Kardec^^n Reinearnations-
Spiritisnms zu entspriessen vermag, lehrt u. a. die jüngst erschienene
Schrift einer der gefeiertsten seiner Ai hängerinnen: die „Visionen im
Wasserglas" von Adelma Freiin von Vay, geb. Grätin Wurmbrand
(Budapest, im Verlag des „Vereins spirit. Forscher". 1877). 2 M. 40 P.
Ein anderes hierher gehöriges »Schriftchen, als dessen Verfasser im
Vorwort ein Herr 6'. v. Rappart in Paris sich nennt, preist die
Kardec'sehe Lehre als „des Klerikalismus unfehlbare Ueber-
winderin" („Resultate langjähriger, vorurteilsfreier Forschung im
Auslande auf dem Gebiete der Lehte Allan Äardee's, ihrer Phänome-
nalität, Wissenschaft uno Philosophie." Chemnitz, Ose. Krämer, 35 S.)
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