Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
5. Jahrgang.1878
Seite: 563
(PDF, 148 MB)
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Kritik einer Recension: „Ueber den Traum" von C. Binz, 563

sauerstoffarme Gehirn schläft. Nun wissen wir's genau,
was der blosse Sauerstoff in Verbindung mit einem Gehirn
vermag. Man experimentire nun wie Faust mit dem Homun-
eulus weiter! Wozu bedarf es da noch eines hinter Sauerstoff
und Gehirn funktionirenden Geistes! Aul diesem
mechanischen Forschungswege kann man es wahrlich mit
Vermuthungen wie die folgenden noch recht weit bringen:
—- „Im wachenden Zustande verfügen wir über das ganze
Gehirn, dessen Zellen (sie!) sich wie die Saiten (sie!) eines
Kla vieres verhalten, von denen die einen angeschlagen
werden, während die andern stumm bleiben. Der Schlaf
hemmt vorübergehend diese Thätigkeit der millionenfachen
Denkorgane, aber nur auf seiner grössten Höhe; gegen die
Morgenstunde hin erwachen nach und nach (wie wir meinen:
durch beginnenden Stoffwechsel und die hierdurch bedingte
Spannung) die Gehirnzellen und beginnen die Reproduction
aufgenommener Eindrücke. Wir schalten in Bezug auf
letztere ein, dass sie sich wahrscheinlich (sie!) gerade so
verhalten, wie die vom Phonographen in das weiche Stanniolblatt
bewirkten Kerbungen; denn es liegt kein Grund vor,
der Gehirnsubstanz die Fähigkeit abzusprechen, Schwingungen
körperlich aufzunehmen. Nun fügen sich die durch
Beizeindrücke geschaffenen Bilder wild und regellos an
einander; immer grösser wird die Zahl der erwachenden
Gehirnzellen, immer geringer die Unvernunft des Traumes,
bis der Schlafende erwacht und damit die Möglichkeit
empfängt, die aufgenommenen Reizbilder durch Erfahrung
zu kontrolliren und zu ordnen." — Aber wie seltsam ist es
doch, dass die bloss von einem Theile von Gehirnzellen
aufgenommenen Reizbilder sich von den gesammten Gehirnzellen
, wenn sie erwachen, bloss als unvernünftiger Traum,
und nicht auch als volle Wirklichkeit geben! Wie will uns
das der Herr Referent und sein Verfasser erklären?

„So ist freilich nur im Allgemeinen eine Erklärung des
Traumes möglich", fährt er in gerechter Selbsteinsicht der
Unhaltbarkeit obiger Hypothese fort, welche mit nichts
faktisch, d. h. mechanisch begründet, sondern eben nur ver-
muthet ist; „viele Einzelheiten entziehen sich selbst hypothetisch
noch der Vorstellung." Was heisst das aber anders,
als dass seine Hypothese die Thatsachen nicht deckt, folglich
ganz ungenügend zur Erklärung der einfachen Traumerscheinungen
, geschweige der höheren Seelenerscheinungen
des Hellsehens u. s. w. sein niuss. „Warum z. B. das
Atropin in der Belladonna nur hässliche und grauenvolle,
der indische Hanf vorzugsweise nur sinnlich schöne Erinnerungsbilder
in uns aufsteigen lässt, der Aether uns einen

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