Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 11
(PDF, 158 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0019
T. H. v. Fichte: Spiritualistische Memorabilien.

befangen. Und seine Cultur hat mir den "Werth und die
Absicht, zur Hülfe oder zur Ausschmückung jenes Sinnen-
lebens zu dienen oder wenigstens die drohenden Schädigungen
von ihm abzuhalten, die genuszstörenden „Leiden des Lebens"
zu mindern. — So das allgemeine Weltgesetz. Unsere
Gegenwart aber, in Theorie und Praxis, bietet Symptome
genug zur leidigen Diagnose einer solchen gefährlichen
Erkrankung in dem eigentlichen Lebenskerne unserer
Bildung durch den offen verkündeten und willig aufgenommenen
Unglauben an ein ewiges Leben, an eine Geisterwelt
. Da gilt es, «eegen diesen giftigsten Feind jeglicher
Cultur mit neuen Mitteln der Ueberzeugung in den Kampf
zu treten, seitdem die alten, überlieferten offenkundig die
bisherige Kraft verloren zu haben scheinen."

Darum betrifft, wie ich im weiteren Verlaufe zeige,
der Gegenstand, welcher uns hier beschäftigt, nicht bloss
eine Culturfrage neben den andern, sondern die Cultur-
frage xar £%ox*lv, weil sie den andern erst ihren Werth
und ihr rechtes Ziel zn zeigen vermag. Aus gleichem Grunde
endlich ist es das erste, das dringendste Bcdürfniss der
Gegenwart, über jenes Hauptproblem zu möglichst fest-
begründeter Einsicht zu gelangen* Aber wie stellt sich
factisch unsere gegenwärtige Bildung der ganzen Frage
gegenüber?

Schon anderswo habe ich ausgesprochen, — und ich
stehe nicht allein mit diesem Urtheil, — dass unsere in-
tellectaell und moralisch so tief zerrüttete Gegenwart fast
nur si'h vergleichen lasse mit der Zeit des verwesenden
Alterthums unter den reimischen Kaisern. Damals wie
jet/.t herrschten allein die Interessen des Diesseits, das
Trachten nach Genuss oder Gewinn. Die Leugnung jedes
Göttlichen durch die verbreitete Wirkung epikureischer
Lehren, das Verhöhnen alles Idealen überhaupt war die
selbstverständliche Gesinnung der praktisch Klugen und
Weiterfahrenen. Die gewalttätigste und die versteckteste
Selbstsucht lagen im geheimen Kampfe wider einander und
waren das eigentlich J3ewegende der Zeit, gegen welches
weder der blasse, entsagende Stoicismus eines Seneca, noch
die Verzweiflungspoesie der Satiriker Hülfe bot, sondern
nur dem Gefühl innerer Zerrüttung das Siegel der Bestätigung
aufdrückte. Lassen sich alle diese Züge nicht auch bei uns
vollständig wiederlinden, von dem bewussten und eingestandenen
allgemeinen Unglauben an bis zum „modernen
Pessimismus44, welcher allerdings recht hat, das Urtheil
absoluter Werthlosigkeit eines solchen Daseins auszusprechen
?


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