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T. H. v. Fichte: Spiritualistische Memorabilien.
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dieser Quelle mein Urtheil bestimmen zu lassen. Aber
gerade darum halte ich mich für geeignet und berufen,
ein vorurtheilsloser Beobachter und Prüfer derselben zu
sein. Und auch nicht minder aus dem andern gewichtigen
Grunde, dass solche Prüfung nicht nur nöthig, sondern
geradezu unerlässlich sei in unserer geistig so herabgekommenen
Zeit Denn es handelt sich bei der Entscheidung
jener Fragen nicht bloss um die Befriedigung einer theoretischen
Neugier, oder um den vorwitzigen Uebergriff in
ein der menschlichen Forschung absolut verschlossenes
Gebiet, zu welcher Behauptung, wie gezeigt worden, kein
irgend stichhaltiger Grund vorliegt. Vielmelir ist das
Problem der persönlichen Fortdauer und unseres künftigen
Looses für ein ,,geordnetes Gemüth" gerade die Cardin alfrage
zu nenn an, von deren Entscheidung für das Individuum
, wie für die gesammte Menschheit, der Charakter
ihrer ganzen Weltstellung abhängt.
Damit ist auch die Absicht der nachfolgenden Mittheilungen
gerechtfertigt. Tch versuche, das gesunde, urwüchsige
Wesen jenes Glaubens herauszuläutern aus den
zeitlich ihm angeflogenen fremden Elementen und dabei
festzustellen die Grenze der darüber erreichbaren Gewissheit
.
Die gegenwärtige Wissenschaft trägt einen durchaus
realistischen Charakter: sie will allein als gültig anerkennen
, was auf empirischem Wege, durch thatsächlichen
Ei weis ihr festgestellt erscheint. Und sie thut wohl
daran, sofern sie auf diesem Wege sich selbst getreu
bleibt und dabei keinem Vorurtheil oder Vorwitz Einfluss
gestattet. Da könnte es vielleicht als eines der grössten
Ergebnisse dieser Untersuchungsweise bezeichnet werden,
wenn es ihr gelänge, durch empirische Induction die
Thatsacho der Fortdauer, die Wirklichkeit einer Geisterwelt
für Alle überzeugend festzustellen. Und warum
sollte ihr diess nicht vollgültig gelingen? Wir sind —
behaupte ich — ganz nahe daran, wenigstens auf dem
einzig richtigen Wege dahin.
Und so wäre vielleicht zu hoffen, dass dieses Jahrhundert,
welches mit Recht seiner grossen Entdeckungen sich rühmt,
noch vor seinem Schlüsse auch jenes Ergebniss als festbegründete
Wahrheit der Folgezeit überliefern könnte, mit
all den grossen Perspectiven auf neue Entdeckungen und
auf eine erweiterte Erkenntniss der Gesetze des Universums!
(Fortsetzung folgt.)
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