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Clemens Brentano und Katharina Emmerich.
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aufs Spiel setzen würde, ihren Lesern Thatsachen vorzuführen
, welche ohne eigene und Anderer feste Ueberzeugung
als kaum glaublich erscheinen würden. Und bestätigen
nicht diese wiederholten wunderbaren Manifestationen in
Australien auch die Kichtigkeit und Wahrheit der Zöllner-
sehen Beobachtungen auf das eklatanteste?
Gr. C. Wittig.
Clemens Brentano and Katharina Emmerich.
In einer Besprechung der Biographie des 1778 geborenen
und 1842 gestorbenen Romantikers — »Clemens
Brentano. Ein Lebensbild" in 2 Bänden. (Freiberg i/Br.,
Herder, 1877 — 78) 8°, 9 M. — durch Robert Boxberger
(Blätter £ lit. Unterh. No. 45/1877) finden wir auch die mit
Brentanos späterer Lebensgeschichte ebenso, wie die Seherin
von Prevorst mit dem Dichter und Arzte Justinus Kerner,
innig verflochtene Nonne von Dülmen, (einem kleinen
Orte Westfalens), Namens Anna Katharina Emmerich, erwähnt,
welche etwa in ihrem 24. Jahre „einer Gnade theilhaftig
ward, die der Herr mehreren mitleidigen Verehrern seines
bitteren Leidens verliehen hat, nämlich das sinnliche, körperliche
und sichtbare Mitleiden der Schmerzen seines heiligen
Hauptes." Ende 1841 wurde das Kloster aufgehoben, und
die Nonne lebte dann wieder bei ihren Eltern. „In den
letzten Tagen des Jahres 1812 empfing Schwester Emmerich
die Stigmata." Nach mehr als 2 Monaten Geheimhaltung
derselben ward dann das Wunder von einer früheren Mitschwester
entdeckt und das Stadtgespräch von Dülmen.
Der Ortsphysikus, Dr. Wesener, früher ungläubig, untersuchte
ihren Zustand, ward angeblich dadurch gläubig und
nun der Hauptvermittler zwischen der Kranken und den
zahlreich herbeiströmenden Fremden, Skeptikern, Neugierigen
und Gläubigen» Durch den gottseligen Fritz Stolberg ward
denn auch Brentano nach Dülmen gelockt, ging aber weiter
als jeder andere Fromme: er blieb mit einigen Unterbrechungen
sechs Jahre, bis zu der Emmerich Tode, von
1818—24 an diesem Orte, wo er den Historiographen ihrer
Visionen machte. „Sie sah in Brentano das längsterflehte
Werkzeug für die Aufzeichnung der ihr von Gott befohlenen
Mittheilungen." Von dem Verfasser obiger Biographie
, einem Jesuiten, Namens Wilhelm Kreiten, wird
dabei die Frage aufgeworfen: — „War bei den uns hier
beschäftigenden Erscheinungen der Dülmener Nonne, der
ehrwürdigen Anna Katharina Emmerich, Alles göttlich-übernatürlichen
Ursprungs, oder waren etwa magnetische Einflüsse
, Phantasie, Täuschung und Betrug im Spiel?" —
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