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54 Psychische Studien. VI. Jahrg. 2, lieft. (Februar 1879.)

eins der wunderbarsten und überzeugendsten physischen
Phänomene, welche es auf diesem Gebiete giebt. Nämlich
die Ringprobe, wie sie unter Anderen der verehrte
Herausgeber der „Psychischen Studien," Herr Staatsrath
A. AksakorVj in gleicher Weise bei einem professionellen
Londoner Medium erhalten und seiner Zeit beschrieben
hat* Ein solider messingener Bing yon Ii Cmtr Durchmesser
, der keinerlei Oeffnung hat, wurde mir nämlich
zweimal nacheinander auf den Arm gefädelt, während ich
die Hände des Mediums mit festem vollem Griff in den
Meinigen hielt *) und auch nicht einen Moment lossliess. **)
Der „Geist", welcher uns mit dieser wunderbaren Probe
seiner Macht über die irdische Materie überraschte und
beglückte, nannte sich „Winterbottom" und gab an, früher
auf Erden ein Doctor med. gewesen zu sein. Eine Angabe,
an deren Richtigkeit wir umsowenlger Grund hatten zu
zweifeln, als derselbe „Geist" uns Beiden, auf unsre Bitte,
speciellen ärztlichen Rath ertheilte. Als ich am nächsten
Morgen zum Arzt ging, welcher mich früher in Behandlung
gehabt hatte, verordnete er mir zu meinem Erstaunen fast
genau dasselbe, was mir sein ihm unbekannter College aus
dem Jenseits am Abend vorher schon verordnet hatte.
Ein Umstand, der mein Vertrauen zu der Kunst unserer
besten irdischen Aerzte mehr g e s t ä r k t, als geschwächt hat.

In Bad Homburg trat unerwartet eine neue Phase
der Entwickelung bei dem Medium ein. Er verfiel nämlich
zum ersten Mal in einen tiefen Schlaf (trance), während
dessen zwei verschiedene Stimmen, — angeblich zwei verschiedenen
Geistern angehörig —, sein Organ benutzten
und sich laut mit uns unterhielten. Die Stimmen waren
total von der des Mediums verschieden. Dennoch muss ich
gestehen, war diese neue Phase der Entwickelung des
Mediums unter den Umständen anfangs durchaus keine angenehme
Ueberraschung für mich, sie beunruhigte mich
vielmehr. Einestheils, dass dieser Zustand vielleicht der
Gesundheit des Mediums schaden würde, anderntheils flog
mir der Gedanke durch den Kopf, dass diejenigen unter
den anwesenden Personen, welche nicht der früheren Tagessitzung
beigewohnt hatten, unwillkürlich den Verdacht fassen
würden, sie hätten es mit einem geschickten Bauchredner
in der Person des ihnen unbekannten Mediums zu thun,

*» Ist hier zu verstehen, dass die Hände des Mediums und die
des Herrn Wiese „in gleicher Weise", wie seiner Zeit die des Tierausgebers
und des Mediums Williams, gebunden waren? — Die Red.

**) Vergleiche meinen Bericht im II. Bande, 2. Theil, Anhang von
Prof. Zöllners „Wissenschaftliche Abhandlungen "