Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 68
(PDF, 158 MB)
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68 Psychische Studien, VI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1879.)

und literarischer Briefwechsel von H. Fichte," IL Auflage
1862, I. S* 348) ein würdiges Denkmal zu setzen versucht
. Mir war er, nach dem frühen Tode meines Vaters,
ein treuer, einsichtiger Leiter und Beralher meiner Studien,
und ich selbst verehrte ihn mit inniger Anhänglichkeit.

In seiner letzten Krankheit L J. 1820 besuchte ich
daher ihn fleissig und durfte ihm erzählen von den litterarischen
und socialen Ereignissen der Hauptstadt, was er
mit Theilnahme und Humor aufnahm, gleich einem heiter
Mitlebenden. Ich fand seine Stimmung stets ruhig und
gleichmässig, ohne die geringste Todesahnung merken zu
lassen. Auch schien seine Krankheit keineswegs dazu an-
gethan, um dem 51 jährigen, äusserlich rüstigen Manne Sorge
zu machen. Eines Tages aber vertraute er mir, dass er in
vergangener Nacht einen sonderbaren Traum gehabt. Es
sei ihm gewesen, wie wenn Blätter von Obenher gegen ihn
herabflatterten. Eines derselben habe er ergriffen und
seinen Namen darauf gelesen mit den Sehlussworten: „Gestorben
am ersten Juni 1820," — ein Tag, der nicht
mehr fern war. Ich sah in diesem Traume nichts Beunruhigendes
; ich erinnere mich nur, dass ich in hergebrachter
Weise bemüht -rar, jenen Gedanken ihm auszureden. Auch
er schien nicht sonderlich davon ergriffen; denn es wurde
Anderes besprochen. Als ich indess nach einigen Tagen
sorglos und *des Mitgeteilten raingedenk meinen Besuch
erneuerte, erfuhr ich zu meinem Schrecken, dass er „am
gestrigen Tage" gestorben sei: — es war der ominöse erste
Juni! Der unerwartete Tod erschütterte mich tief; aber
jener seltsamen Prophezeihung gedachte ich kaum. Sie war
längst vergessen, als sie durch meine spätem psychologischen
Studien, die mir ähnliche Beispiele darboten, mir wieder
in sehr bestimmte Erinnerung kam. Charakteristisch finde
ich dabei nur den gänzlichen Mangel an Empfänglichkeit bei
mir für das Eigenthümlicho und bedeutsam Anregende solcher
Thatsachen, den achtlosen Stumpfsinn, mit dem man damals,
und auch jetzt noch, an solchen Wahrzeichen vorübergeht.
Um so nachdrücklicher berufe ich mich desshalb abermals
auf unsern grossen Altmeister Goethe, der als ächter Dichter
und Seher darüber ganz anders urtheilte. Als Eckermann ihm
einmal eine Ahnung mittheilte, die auf ganz Unerwartetes
sich bezog, aber doch sich erfüllte, gab er die bedeutungsvolle
Antwort: „Diess ist sehr merkwürdig und mehr als
Zufall. Wie gesagt, wir tappen Alle in Wundern und Geheimnissen
."

(Fortsetzung folgt.)


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