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70 Psychische Studien. VL Jahrg. 2. Heft. (Februar 1879.)
und relative Bewegungen von einander verschieden sind,
sind die Fliehkräfte von der Axe der Bewegung* Bei
einer nur r e 1 a t i v e n Kreisbewegung existiren diese Kräfte
nicht, aber sie sind kleiner oder grösser je nach Verhältniss
der Grösse der absoluten Bewegung."
Newton beschreibt hierauf ein Experiment, bei welchem
ein mit Wasser gefüllter Eimer an einem Seile um seine
verticale Axe in Rotation gesetzt wird. Beim Beginne der
Rotation, wo die relative Bewegung zwischen der Wassermasse
und der Wandung des Eimers am grössten iat, bleibt
das Niveau des Wassers noch unverändert. In demselben
Maasse jedoch, als durch Reibung sich die Rotation des
Eimers der Wassermasse mittheilt, und daher ihre relative
Bewegung zur Wandung des Eimers bis zum Verschwinden
abnimmt, steigt in Folge der Centrifugalkraft das Wasser
an den Rändern empor und verwandelt dessen ebene in eine
paraboloidische Oberfläche. Newton bemerkt hierzu: —
„Dieses Ansteigen deutet auf ein Bestreben, sich von
der Axe der Bewegung zu entfernen, und durch einen
solchen Versuch wird die wahre und absolute kreisförmige
Bewegung des Wassers, welche der relativen hier ganz
entgegengesetzt ist, erkannt und gemessen. . . . Diesen
Versuch habe ich selbst gemacht. . . .
„Die relativen Bewegungen sind nach den mannigfachen
Beziehungen auf äussere Körper unzählig, als
Schatten der Beziehung sind sie aller wahren "Wirkung
baar; ausser insofern, als sie an jener einfachen und
wahren Bewegung Theil nehmen.
„Die relativen Grössen sind daher nicht die Grössen
selbst, deren Namen sie tragen, sondern deren wahrnehmbare
Maasse (wahre oder irrthümliche), deren man sich gewöhnlich
statt der gemessenen Grössen bedient Sollen aber aus
dem Gebrauche die Bedeutungen der Worte definirt werden,
so hat man unter den Namen: Zeit, Raum, Ort und
Bewegung eigentlich diese wahrnehmbaren Maasse zu verstehen
, und die Rede fällt ungewöhnlich und rein mathematisch
aus, wenn die gemessenenen Grössen hierunter
verstanden werden,
„Ferner thun diejenigen der heiligen Schrift Gewalt
an, welche diese Namen aus den dort aufgeführten gemessenen
Grössen übersetzen, aber nicht weniger besudeln
diejenigen die Mathematik und die Naturlehre, welche die
wahren Grössen mit den relativen und den gewöhnlichen
Maassen derselben verwechseln.
„Die wahren Bewegungen der einzelnen Körper zu
erkennen und von den scheinbaren scharf zu unterscheiden,
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