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86 Psychische Studien. VT. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1870.)
zu Grunde gehen kann, durch Beweise aus der Natur, der
Erfahrung zu zerstören, dass diese Sorte von Philosophen
in der Ohnmacht, die Todten reden zu machen, die Gespenster
zu Hilfe ruft und die Geister der Spinnstuben
oder der — Prestidigitateurs mit dem Range und der
"Würde der Wissenschaft bekleidet/*
Und nun zieht er gegen den Sohn des Philosophen
J. G. Fichte los, „der schon durch seinen Namen einen Baum
yon hoher Gestalt in der Wissenschaft bezeichnete „Der
Apfel, ohgleich von anderen Gebieten aus betrachtet, eine
höchst ansehnliche Frucht philosophireher Bestrebungen in
Deutschland, scheint uns hier etwas gar zu weit vom Stamme
gefallen zu sein." Dann meistert er den bald 82 jübrigen
Philosophen über die Wahl des Titels seines Buches: „Der
neuere Spiritualismus" u. s. w,, was doch nur „Spiritismus"
heissen müsste. Nach ihm ist ein Geist nur das von allem
Stofflichen Losgelöste, weshalb Geister nach seiner Meinung
den Sinnen unwahrnehmbar sein müssten, hinter welche
Deduction er seinen innersten Gedanken und Wunsch ihrer
Nichtexistenz versteckt.
Doch ihm handelt es sich nicht so sehr darum, da ja
„unsere Sinne durch bisher noch nicht wissenschaftlich erprobte
Mittel derart zu stimuüren sein könnten, um wie die übrige
Welt auch Geistererscheinungen als einen Bestandtheil von
ihr hervorzurufen", was sein Gewissen für den Fall beschwichtigt
, dass es doch derartige Erscheinungen geben
könnte; nein —- „es handelt sich bei der ganzen Sache, so
weit sie ernst zu nehmen ist, um rein naturhistorische Experimente
und Resultate. Aus diesem Grunde ist es auch
keineswegs am Platze, die Versuche und Behauptungen der
Spiritisten bloss mit gedankenlosem Ignoriren oder mit
Spott und Verhöhnung abzuthun, wenn man nur unverbrüchlich
festhält, dass die ganze Angelegenheit ein naturwissenschaftliches
Interesse hat, Physik, empirische Psychologie
und selbst Anthropologie beschäftigen kann, dass es
sich um die Entscheidung handelt, ob der Spiritismus von
den exaeten Wissenschaften zu berücksichtigen sei; dass er
aber in keinem Falle und unter keinen Umständen, wie er
sich auch immer entwickele, ein philosophisches, metaphysisches
, religiöses Interesse darbietet und keine Prämissen
hat, welche für das Gebiet dieses Interesses irgend eine
Folgerung gestatteten." — Und dieses behauptet Herr Lorm
angesichts der philosophischen Beweisführungen von Fichle
in dessen „Anthropologie" und „Psychologie44 und angesichts
der metaphysischen Betrachtungen eines Zöltner, Crookes und
Wallace über die spiritistischen Phänomene.
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