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92 Psychische Studien* VI. Jahrg. % Heft (Februar 1870.)
mit den Riemann'- und J%7/ner'schen Aussprüchen übereinstimmenden
Worte: — „Es liegt in der Natur der physikalischen
Forschung, dass denjenigen Vorstellungen, welche
wir mit den beobachteten Erscheinungen verknüpfen, eine
absolute Wahrheit nie zugeschrieben werden kann. Wir
werden dieselben so lange für wahr, d. h. für der Wirklichkeit
entsprechend halten, als keine Thatsachen bekannt
sind, welche mit denselben in Widerspruch sich befinden;
wir werden unsere Vorstellungen ändern, oder durch neue
Vorstellungen zu ersetzen suchen, sobald wir auf Thatsachen
geführt werden, welche in den bisherigen Vorstellungskreis
nicht eingeordnet werden können. In der Möglichkeit verschiedener
Vorstellungskreise für ein und dasselbe Gebiet
von Erscheinungen, welche eine characteristische Eigen-
thümlichkeit aller physikalischer Forschung bildet, liegt aber
auch ein wesentliches Moment für ihre weitere Entwicklung;
denn wenn verschiedene Vorstellungen auf ein gewisses Gebiet
von Erscheinungen gleichmässige Anwendung finden,
so erwächst dadurch immer die Aufgabe, neue experimentelle
Thatsachen zu entdecken, durch welche die Alternative
zwischen den verschiedenen Vorsteliungskreisen entschieden
wird."
b) „Der Beweis des Glaubens." Monatsschrift zur
Begründung und Vertheidigung der christlichen Wahrheit
für Gebildete. Redigirt von 0. Zöckler, ord. Professor der
Theologie zu Greifswald. (Gütersloh, C. Bertelsmann} enthält
im November - Hefte 1878 ein gutes Referat über
Prof. Zöllners „Wissenschaftliche Abhandlungen",
I. und IL Band. In der weiteren kritischen Besprechung
der darin behandelten mediumistischen Phänomene heisst
es unter Anderem: — „Das, was vorzugsweise unheimlich
und widerwärtig für den schriftgläubigen Beurtheiler des
bisherigen Thuns und Treibens der Spiritisten erscheinen
musste, ihr neugieriges Trachten nach Kundgebungen aus
der Welt abgeschiedener Geister, tritt mit Einem Male erheblich
zurück, sobald die Erforschung der betr. Kundgebungen
in die Hände der Wissenschaft gelegt wird. Der
Spiritismus hört bei Ueberführung auf dieses Gebiet auf,
todtenbeschwörender Geistercultus zu sein; sein nekro-
mantischer Character hört auf, wird wenigstens erheblich
zurückgedrängt. Es fällt so eines der gegründetsten Vor-
urtheile, die einem offenbarungsgläubigen Christen bisher
es erschweren oder gänzlich verbieten mussten, intimere
Beziehungen zu den in Rede stehenden Erscheinungen zu
pflegen." — Das ist schon eine ganz andere Sprache als
noch jüngst die der „Neuen Evangelischen Kirchenzeitung"
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