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96 Psychische Studien. VI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1879.)
Correspondenz*
Freifrau von St.-B. in L: — Ihre neuesten werthvollen Mittheilungen
vom 30. Jan. haben wir mit grossen Interesse entgegengenommen
und werden dieselben in einem der folgenden Hefte zum
Abdruck zu bringen suchen.
Herrn Gerbel%in R.: — Sic beantworten die Anfrage von }f. />'.
Ädshead in Heft XI, 1878, S, 503: „Ich würde erfreut sein, zu erfahren
etc." dahin, dass die Geister (Sie setzen voraus, dass es wirklich
solche sind,) die zur Materialisirung nöthigen Stoffe zum Theile
von dem Seelenlebens-Aetherstoffe entnehmen, den die MQdien ausströmen
und von dem sie umgeben sind, wie diess bei jedem andern
Menschen auch der Fall und nachgewiesener Maassen bei manchen
Peraönlichkeiten so stark sei, dass wir es hauptsächlich im Dunkeln
mit unsern Fleischesaugen schauen können, wie z. B. Reichenbach's
Od. „Diesen von dem materialisirten Geiste aus und von dem Medium
entnommenen Seelenätherlebensstoff sucht das Medium wieder so
rasch als möglich zu ersetzen,44 ~ fahren Sie fort, — „und kann diess
auf keinem andern Wege stattfinden als durch Zusichnehmen von
Nahrung. Der Seelenätherlebensstoff, aus dem auch die Seele des
Menschen genähert wird und ursprünglich entsteht, ist ein aus der
Materie entstandenes feinstes Product. Daher die Lust des Mediums,
Nahrung zu sich zu nehmen." Sie fügen noch hinzu, dass man im
Bande des „Evangelium Johannes" von Joh. Busch genaueren Auf-
schluss darüber finden könne. Ehe wir jedoch zu einem definitiven
Abschluss über diese Frage kommen können, müssen vorerst noch
mehr Materialisationen exact beobachtet werden, da es gar noch nicht
feststeht, ob dieselben nicht entweder sog. Doppelgänger der 'Seele
des Mediums oder von dessen Phantasie- und Willenskraft irgendwie
hervorgestaltele visionäre Wesen sind. Vielleicht versuchen Sie sich
mit uns zuerst die Frage zu beantworten, warum — wenn Ihre Erklärung
richtig ist — dann nicht alle Medien bei Materialisationen essen?
Herrn ß. Pohl in D.: — Wenn Sie uns schreiben: — „Wäre
die Menschheit in ihrem jetzigen zerfahrenen Denken nicht so bodenlos
verrottet, Artikel wie der über Miss Wood müssten ja ein ganz
unerhörtes Aufsehen erregen. Ein Cultusministerium müsste Stade
engagiren und den zuverlässigsten Professoren zur weiteren Untersuchung
überantworten — statt dessen läuft Der in Australien herum
und kommt vielleicht nie wieder! Siegellack-Stangen kann man alle
Tage haben, um an ihnen die Erscheinung der Elektrizität zu zeigen —
solche Medien aber sind leider zu selten!" — so haben Sie damit
unsere eigenste Herzensmeinung getroffen. Unser Journal hat redlich
das Seinige gethan. Glaubt an Geister oder nicht, aber studirt
wenigstens mit aller Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit die Erscheinungen,
die sich an gewissen Menschen von seltener Kraftbegabung zeigen,
und erweitert dadurch Eure Kenntniss der Anthropologie, Physiologie
und Psychologie. Leben wir wirklich in einer Zeit wahrer Naturforschung
, oder treibt man nicht vielmehr unter ihrem Deckmantel
Willkürlichkeiten, welche die der Hexenprocesse moralisch weit hinter
sich lassen?
Herrn Baron v. Stein auf K.: — Ihr werthgeschätztes Schreiben
nebst interessantem Artikel: „Ein deutsches Medium," dem Sie noch
andere folgen zu lassen in angenehme Aussicht stellen, befindet sich
in den Händen der Kedaction, und können Sie deren baldige Aufnahme
unter ergebenstem Dank gewärtigen.
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