Freiburger historische Bestände - digital

102 Psychische Studien. VL Jahrg. 3. Heft. (März 1879.)

Taschenspieler ist im Stande, wenn er auf einem Stuhl sitzt,
dessen Sitzhöhe der Länge seiner Beine bis zum Knie entspricht
, auf ein angerusstes Stück Papier, das unter seinem
Sitz liegt, ohne aufzustehen, einen Fussabdruck zu machen,
bei welchem der Hacken mit abgedruckt ist, und ohne auf
der Bussdecke gewischte Stellen zu hinterlassen, und kein
Taschenspieler vermag eine unter dem Tisch etwa 3 Fuss
mit dem Kopf von ihm entfernt liegende Gruitarre in der
Dunkelheit mit seinen Füssen zu stimmen und die verlangten
Griffe darauf zu thun.

Kochberg, im Febr. 1879. Frh. von Stein.

Der menschliche Magnetismus,

Experimente über Gedankenlesen oder Fernwirkung

des Willens.

Vom

Herausgeber.

II.*)

Nachdem ich das Vergnügen gehabt , die persönliche
Bekanntschaft des Herrn Donato und seiner liebenswürdigen
und ausgezeichneten Schülerin Mle Lticüe zu machen, wollte
ich eine so gute Gelegenheit nicht vorübergehen lassen,
ohne die Anstellung eines Experiments zu versuchen, das
sehr oft in den Annalen des Thierischen Magnetismus berichtet
wird, das ich aber gern unter meiner eigenen Anleitung
hervorgebracht gesehen hätte. Ich spreche von der
grossen Thatsache der Gedankenübertragung von einem
Menschen auf einen andern ohne ein anderes Vehikel der
Uebertragung als den Willen. Es ist bekannt, wie einer
der gelobtesten Lehrsprüche der modernen Physiologie d*i-
hin lautet, dass die psychische Thätigkeit die Peripherie
der Nerven nicht übeischreite. Wenn
man daher beweisen könnte, dass der menschliche Gedanke
nicht vom Bereiche des Körpers begrenzt sei, sondern dass
er dasselbe überschreiten, auf einen anderen menschlichen
Körper in die Ferne wirken, sich auf sein Gehirn durch
keinen sichtbaren oder anerkannten Vorgang übertragen und

*) Fortsetzung und Schluss des im Januar-Heft 1879 erschienenen
Artikels: „Herr Donata und der Thierische Magnetismus in Paris."