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erhaltener „ intellectueller Kundgebungen", sondern auch
eine noch weit grössere Masse „intellectueller Communica-
tionen", welche wirklich durch das „Wort" gegeben sind,
weil sie von den Medien im Zustande der Inspiration oder
Verzückung mündlich überliefert wurden. Hauptsächlich
aus diesen Reden schöpft die spiritualistische Bewegung die
intellectuelle Kraft, welche ein Element sozialer Reform
aus ihr gemacht hat. Seit 2b Jahren erscheinen in Amerika
allwöchentlich Zeitungen in grossem Folio-Format, welche
besonders dem Studium und der Anwendung der spirituali-
stischen Philosophie gewidmet sind, und beinahe in jeder
Nummer derselben kann man ausser einer unendlichen Mannigfaltigkeit
„intellectueller Kundgebungen" (von einem mehr
oder weniger persönlicher, Character) öffentliche mediu-
mistische Reden über alle Arten von Themata finden,
welche sich auf diese unermessliche Frage beziehen.*) Mehrere
dieser mediumistischen Redner haben sogar einen grossen
Ruf erworben; es genügt, nur zu nennen: Mrs. Hardinge,
Mrs. Tapparij deren Reden sogar besonders veröffentlicht
worden sind; und in England: Mr. Morse, Mr. Colville, deren
Reden oft im „ Medium einem zu London erscheinenden
spiritualistischen Wochen-Journal, gedruckt worden sind.
Diese Art intellectuellei Mediumität ist sogar in der Praxis
des „Spiritismus" ganz unbekannt.
Mit einem Worte: die intellectuellen Materialien
des Spiritualismus sind so kolossal, dass das ganze Leben
eines Menschen nicht genügen würde, um ein entsprechendes
Studium daraus zu machen. Es ist mir unmöglich, hier
noch in grössere Details einzugehen, — es würde diess ein
ganzes Buch erfordern.
Es ist also, selbst nach diesem kurzen Abriss, klar, dass
die Definition des ersten Unterschiedes zwischen dem Spiritualismus
und dem Spiritismus welche von unserem Redner
aus dem Jenseits gegeben wurde, vollständig falsch ist; dass
der eigentliche Unterschied darin besteht, dass „die Spiritisten
hauptsächlich nur durch Schrift vom Jenseits
belehrt werden," die Spiritualisten aber nicht bloss „durch
physikalische Erscheinungen", sondern auch durch Wort
und Schrift, und diess zwar in einer solchen Ueberfülle
von Materialien, in Vergleichung mit welcher die ganze
spiritistische Litteratur — ungeachtet der „vielen Hunderte
von Werken und Zeitschriften", mit welchem es unserem
Redner uns zu überschütten gefällt, — nur als ein Hundert-
*) Ich habe in meiner Bibliothek circa 50 Bände in Folio von solchen
Journalen.
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