Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 124 Beilage 13
(PDF, 158 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0147
— 13 —

Glänze zeigt Er wagt nicht zu sagen, dass die Moral des
Spiritualismus nicht christlich sei, dass sie eine andere sei
als die des Spiritismus und dass das Gesetz der Gottes- und
Nächstenliebe nicht für den Spiritualismus existire; sondern
er beschuldigt ihn nur, dass er danach strebe, „in das weitere
moralische Leben in Deutschland einzugreifen," „sich zum
moralisch-geistigen Leiter der Menschheit aufzudrängen"
(S. 14) — ein Recht, welches der Spiritismus für sich allein
reservirt wünscht, denn er allein habe es seinerseits meisterhaft
verstanden, . . . der Menschheit in ihrer moralischen
Richtung den sicheren "Wegweiser .... zu geben." (S. 13.)
Aber worin besteht denn nun diese Beeinträchtigung der
spiritischen Moral, diese Gefahr (S. 15 oben) für die wahre
christliche Moral? — Unser geistiger Moralprediger sagt es
uns nicht. Er lässt seine Zuhörer muthmaassen, was ihnen
gefällt! Dann erweitere er das Gebiet der Gefahr; es ist
nicht mehr bloss die Moral, es sind auch „die reine Lehre
„Christi", „der christliche Glauben in allen Verzweigungen",
der Christus selbst (Seite 6, 14 und IG), „die Heilige Schrift"
und endlich „das ganze Christenthuin", welche vom Spiritualismus
angegriffen sein sollen; mit einem "Wort, ,zwischen
beiden Lehrabzweigungen besteht ein schrecklicher Abgrund,
..eine breite und tiefe Kluft, die Kluft des modernen Un-
glaubens" (S. 21.) Aber worin besteht denn nun diese
schreckliche Differenz, dieser Abgrund, dieser Unglaube?
Von Neuem ein vollständiges Schweigen; unser himmlischer
Prediger erklärt sich nicht! Eine Sache ist nach ihm klar:
dass die Spiritisten Christen sind; die Spiritualisten
aber sind — Antichristen! Niemand vermuthete das — er
clenuncirt uns. Wir sind sonach verloren. Die Scheiterhaufen
stehen schon bereit; wir sollen nun lebendig verbrannt
werden!! Unser geistiger Prediger hat geglaubt, dass
wir uns noch im Mittelalter, in der Zeit der Inquisition
befinden. Zum Glück täuscht er sich, und wir sind im
Stande, seine ganze Mystifikation ohne Furcht für unser
Leben zu entlarven.

Das Wort „Unglauben" und einige andere Ausdrücke
lassen uns sehr gut zwischen den Zeilen lesen, um was es
sich handelt. Der Spiritualismus ist reiner Rationalismus
(Vernunftlehre); er erkennt die Cardmal-Dogmen der christlichen
Lehre nicht an: den .Fall der Engel, die Erbsünde,
den Teufel, die Hölle, die Erlösung, die Gnade, die Wiederauferstehung
der Todten, das letzte Gericht, die Gottheit
Christi und die directe göttliche Inspiration der Heiligen
Schrift, in der orthodoxen und gewöhnlichen Annahme dieser
. Worte. — Hierin liegt die Anschuldigung!


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