Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 138
(PDF, 158 MB)
Bibliographische Information
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138 Psychische Studien. VI. Jahrg. 3. Heft (März 1879.)

das Folgende überlassen müssen . — ist es zu seilen und
erregt die allgemeine Aufmerksamkeit, da die Thatsaeho an
die Oeffentliclikeit getreten ist. Mollie Fauche?- ist der Name
dieses Wundergeschöpfes, das seit 12 Jahren olme Nahrung
lebt und keine der zum Leben erforderlichen Functionen
verrichtet, ausgenommen jene des Athmens. Sie führt ihrem
Körper Nichts zu, und jener scheidet nichts aus, eine leichte
Transpiration abgerechnet. Gewährsmann für die Wahrheit
dieser Mittheilungen ist der sehr geachtete Brooklyner Arzt
Dr. Charles West.

Mollie Faucher hat i. J. 1865, wo sie etwa 19 Jahre alt
war, das Unglück gehabt, beim Aussteigen aus einem Pferdebahnwagen
an den Kleidern gefasst und eine Strecke weit
über das Strassenpflaster geschleift zu werden. Durch diesen
Unfall erlitt ihr Nerven-System eine so gewaltige Erschütterung
, dass sie sich nie wieder davon erholt hat.
Während ihrer langen Krankheitsdauer gab es Perioden,
wo sie nichi eines ihrer Sinne mächtig war. Tage lang
wurde sie für todt gehalten. Wenige kurze Zwischenräume
abgerechnet, war sie vollkommen blind. Neun Jahre blieben
sogar die Lider fest geschlossen. Und doch schläft sie
niemals. Die nöthige Erholung findet sie während der Starrkrämpfe
, welche ihr den Schlaf ersetzen. Noch merkwürdiger
als ihr physischer Zustand soll aber ihr geistiger sein. Follie
Faucher hat die Gabe des zweiten Gebichts. AUe Orte,
gleichviel w:e weit entfernt, sind ihrem geistigen Auge zugänglich
. Entfernungen sind keine Schranken, das sicherste
Versteck kein Schutz wider ihre Sehergabe. Allerdings beschränkt
sich diese Macht nur auf Gegenstände und Personen,
die ihr Interesse erregen. Obgleich blind, unterscheidet sie
die zartesten Farbennüancen. Sie macht prachtvolle Stickereien
ohne Vorzeichnung. Ihre Hauptforce sind jedoch
Wachsblumen, welche sie in ungeahnter Vollendung verfertigt
, obgleich sie niemals Botanik studirt, noch ähnliche
Blumen in der Natur gesehen haben kann. Sie schreibt
mit der linken Hand, und ihre Briefe sind leserlich und
gut stylisirt. Ein Gedicht von zehn Strophen hat sie neulich
in ebensovielen Minuten gemacht. Die Gedanken jagen
sich mit Blitzesschnelle. Ihre Hauptbeschäftigung bildet
jetzt das Ausschneiden von Blättern aus Sammet, worin sie
eine ungeheure Fertigkeit erlangt hat; während des Ausschneidens
hält sie die Scheere über den Kopf. Die mühsamsten
Arbeiten macht sie zur Nachtzeit, welche sie überhaupt
dem Tage vorzieht.

Als sie vor drei Jahren von der Starrsucht zur Beweglichkeit
überging, wusste sie von Nichts, was sich seit neun


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