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Gr. C. Wittig: Magnetiseur Herr Charles Hansen in Leipzig. 149
und ass mit Vergnügen ein grosses Stück davon. Der
KnrtoflolgeRchmack trat erst nach der Entmagnetisirung
ein. Diese Macht des Operators, seinem Subject beliebige
Dinge einzubilden, vermag für ein solches auch Wasser
in jeden beliebigen Wein zu verwandeln *) Eine ähnliche
psychische Einwirkung berühmter Geister auf Massen und
Völker durch tonangebende Schlagwörter und Ideen beruht
vielleicht auf demselben Gesetz.
Der Einfluss des Operators sollte sich aber noch
deutlicher bewähren. Ein anderer junger Mensch, der vorher
sehr skeptisch erschienen war und gelacht hatte, wurde
vom Magnetiseur fascinirt und vor einen Stuhl gestellt.
Diesen Stuhl bezeichnete ihm Herr Hansen als das schönste
gesattelte .Reitpferd. Er gab ihm einen Stecken als Reitgerte
in die Hand und hiess ihn sein Pferd so schnell als
möglich besteigen und davon reiten, denn hinter ihm folge
ein anderer Reiter, der ihn verfolge, ihn aber nicht einbekommen
würde, wenn er schnell los reite. Das Subject sagte
zu Allem „Ja", schwang sich wirklich mit Reiterart auf
den Stuhl und ritt zum Ergötzen des versammelten Publikums
wohl dreimal rings auf dem erhöhten Podium mit
seinem Stuhle umher, wie ein Knabe auf seinem Steckenpferde
, sich bestandig ängstlich nach seinem Verfolger um-
*) Dieses merkwürdige Experiment hat Herr Hansen am 3. April er.,
am Tage vor seiner Wiederabreise von Leipzig, wohin er übrigens
gegen den 20. April zurückzukehren gedenkt, einer geschlossenen Gesellschaft
von gelehrten und Standespersonen vorgeführt, indem er
zwei von ihm 'Tagnetisirten zugleich einbildete, ein Glas weissen
Wassers sei plötzlich roth und demzufolge zu Hothwein geworden.
Beide tranken mit -Schagen davon und erklärten das ihnen nun wirklich
roth erscheinende Wasser für vortrefflichen Rothwein. Den letzten
Tropfen verwandelte er angeblich in Tinte, so dass der ihn Trinkende
ihn sofort unt r Geberclen des Abscheus wieder von sich spuckte.
Ferner hiess er einen jungen Mann, »Sohn dos Horm Diroetor Dr. B.
hier, sich an das untere Ende dos Saales zu stellen, ihm den Rücken
zuzukehren und sich die Augen zu verbinden und so fest und ruhig
stehen zu bleiben. Herr Hansen fing jetzt vom obern Ende des Saales
an, ihn mit seinen beiden Händen bald schneller, bald langsamer,
gleichsam hei anhaspelnd, zu magnetisiren: und zum grössten Erstaunen
de: Mmmtlichen Anwesende n zog er sein diesen Fandbewegungen
genau entspre chend bald schneller bald langsamer rückwärts gehendes
Mediuni zu »ich an das obere Ende dos Saales heran. Die wirkende
magnetische Kraft dos Heim Hansen reichte also hier ca. 60 Fuss weit,
obgleich nach Herrn Viol Zöllners grundlegendem Kapitel ,,über Wirkungen
in die Ferne" in dessen „Wiss. Abhandl." I. Thcil die Weite
der Entfernung bei dergleichen geisrigen und magnetischeu Einwirkungen
nur * ine verhäitnissmässig secundäre Rolle spielt. — Hoffentlich
w rik-n fbor diese 'e zte Vowtebung und deien höchst interessante
Experimente noch Mittheilungen aus berufeneren Federn fliessen, als
die meinige i»t.
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