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166 Psychische Studien. VI. Jahrg. 4. Heft. (April 1879.)
liehe eine discrete Mannigfaltigkeit bilden, oder der Grund
derMaassverliältnisse ausserhalb*) in darauf wirkenden,
bindenden Kräften gesucht werden.
„Die Entscheidung dieser Fragen kann nur gefunden
werden, indem man von der bisherigen, durch die Erfahrung
bewährten Auffassung der Erscheinungen, wozu
Newton den Grund gelegt, ausgeht und diese, durch That-
sachen, die sich aus ihr nicht erklären lassen, getrieben,
allmälig umarbeitet; solche Untersuchungen, welche, wie die
hier geführte, Ton allgemeinen Begriffen ausgehen, können
nur dazu dienen, dass diese Arbeit nicht durch die Beschränktheit
der Begriffe gehindert und der Portschritt im
Erkennen des Zusammenhanges der Dinge nicht durch
überlieferte Vorurtheile gehemmt wird.
„Es führt diess hinüber in das Gebiet einer andern
"Wissenschaft, in das Gebiet der Physik, welches wohl die
Natur der heutigen Veranlassung nicht zu betreten erlaubt."
Diese Worte Riemann's beweisen unwiderleglich, dass er,
als einer jener scharfsinnigen Begründer der Theorie einer
erweiterten Raumanschauung, die Hinzuziehung physikalischer
, d. h. aus beobachteten Thatsachen abgeleiteter,
Momente, als durchaus nothwendige anerkennt.**)
Ich gehe jetzt zur Beschreibung weiterer Experimente
über, welche mir in Gegenwart des Hrn. Slade gelungen
sind und die bisher mitgetheilten Thatsachen theils bestätigen
, theils durch neue Modifikationen eingehender begründen
werden.
Um die auf menschlichem Zeugniss beruhenden Thatsachen
uns unerklärlicher Erscheinungen womöglich gänzlich
auszuschliessen, war ich darauf bedacht, solche Experimente
zu ersinnen, bei denen die als Endresultat hervor-
*) Das Wort „ausserhalb" in Bezug auf den ganzen Umfang des
uns anschaulich gegebenen dreidimensionalen Raumgebietes hat nur
einen Sinn, wenn man für die Centra jener „darauf wirkenden, bindenden
Kräfte" noch eine vierte Dimension voraussetzt.
**) Der neuerding seingeführte „Begriff der Festigkeit" oder „Starrheit
" ist nur ein anderer Ausdruck für diese physikalische Seite des
Problems. Denn obschon der geometrische Begiiff der Festigkeit
durch die Unveränderlichkeit des Äbstandes der Punkte eines Systems
von Punkten definirt werden kann, so stammt doch die, diesem
„Begriffe4* zu Grunde liegende Anschauung nur aus der Erfahrung
, ebenso wie der Begriff der Bewegung nur aas der Erfahrung
abstiahirt ist. Vgl. Helmholz ,,über den Ursprung und die Bedeutung
der geometrischen Axiome" (Populäre wissenschaftL Vorträge, Heft
1876). Ebenso Wilhelm kiedlcr, „Geometrie und Geomechanik" in der
„Vierteljahressehiift der naturfoisehenden Gesellschaft in Zürich".
Jahrgang 21. (1876). Ebendaselbst Heft 1, 8. 50 ff. .,Ueber die Symmetrie
" von Fiedler, Heft % S. 186 ff.
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