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Wittig: Dr. 0. Zöckler's Eeferat über Prof. Zöllner. 169
beifälligen, Urtheile sich herbeilässt. Nun zu Prof. Zöckler's
Referat! Er sagt: —
„Schwerlich dürfte irgend eine Publikation des zu Ende
gehenden Jahres einen schrofferen Gegensatz yon Meinungsäusserungen
hervorrufen, als dieses grosse Zöllner sehe "Werk.
'Ein Buch zum Rasendwerden' wird d ie eine Hälfte semer
Beurtheiler rufen, während die andre finden wird, dass etwas
Gewaltigeres seit vielen Jahren weder auf natur- noch auf
geisteswissenschaftlichem Gebiete veröffentlicht worden ist.
Diese Letzteren werden die Morgenröthe einer bessren Zukunft
für Deutschlands Wissenschaft und Deutschlands
Geistesleben überhaupt in ihm aufdämmern sehen; jene
Ersteren werden eine genügende Legitimation zum Eintritt
in ein Tollhaus lür den Verfasser darin erblicken und eben-
desshalb es nach Kräften — tocltzuschweigen suchen. Dass
auch Versuche, es mit leidenschaftlichem Spotte zu Tode
zu hetzen und dem Gelächter des literarischen Pöbels preiszugeben
, nicht ausbleiben werden, zeigt die Aufnahme, welche
der im Frühjahre erschienene erste Band in solchen Blättern
wie „Gartenlaube", „Im Neuen Reich", „Volkszeitung", ja
selbst in der „Augsburger Allg. Ztg." gefunden hat. Ein
gewaltiges Buch ist es unter allen Umständen. Der Verfasser
kann, was das Gekläffe der letzteren Sorte von Gegnern
betrifft, ruhig mit Goethe sagen:
„Und ihres Bellens lauter Schall
Beweist nur, dass wir reiten!"
Aber auch die Todtschweiger werden früher oder später,
wenn nicht ihre Opposition überhaupt, doch ihre Kampfesweise
ändern müssen. Dass das "Werk grosse und fundamental
bedeutsame Fragen behandelt, ist unzweifelhaft; wer
von seinem Erscheinen an einen Wendepunkt in der Ent-
Wickelung des deutschen Geisteslebens zu datiren geneigt
ist, dürfte schwerlich fehl gehen.
„Wir berichteten vor einigen Monaten in Kürze über
die Bundesgenossenschaft mit den Spiritisten, welche der
Verfasser eingegangen.*) Und zwar beschrieben wir dieselbe
als eine vorläufig nur theilweise, welche auf schwachen
Stützen ruhe und zu mancherlei wissenschaftlichen
und sonstigen Bedenken Anlass gebe. Inzwischen hat nun
der dem ersten mit überraschender Schnelligkeit gefolgte
zweite Band des Werkes eine Reihe neuer Mittheilungen gebracht
, welche den Verfasser als nicht mehr bloss mit
Einem Eusse in der spiritistischen Strömung stehend, sondern
*) S. 200-202 dieses Bandes (Aprilheft 18,8) von „Der Beweis
des Glaubens."
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