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224 Psychische Studien. VI. Jahrg. 5. lieft. (Mai 1879.)
an einigen Stellen die Selbsttätigkeit der Monaden bis zur
Absolutheit und Un gesell aifenheit zu steigern scheint.*) so
ist diess doch nicht sein Ernst, nicht seine wirkliche Ansicht
.**) Vielmehr verlangt er nach den entschiedensten
Aousserungen die Anerkennung eines letzten zureichenden
Grundes der ins Unendliche hin bedingten Weiter schei-
nungen. Nach ihm geht die Begründung der Dinge von
Ursache zu Ursache und zielt hiemxt auf eine Erdursache.
Der letzte Grund kann niemals eine einzelne Welterscheinung
und wenn nicht eine einzelne, auch nicht alle zusammen
, sein, da alle bedingt sind. Die letzte Ursache der
Dinge kann also nicht im Reiche der einzelnen Dinge, sondern
nur über ihm in einer übernatürlichen Macht angetroffen
werden. Der letzte zureichende Grund der Dinge kann nur
Gott sein. Oausalität überhaupt fordert die absolute
Causalität. Der letzte Grund kann nicht in bedingten Erscheinungen
gesucht, sondern nmss in einem nothwendigen
Wesen, in GoU. dem Urquell, dem der Strom der Dinge
entspringt, gefunden werden.
Näher zur Wahrheit trifft brdmmxn (S. 6M)? wenn er
sagt: wo L. Ernst mache mit der Dependenz der Monaden
von Gott, da drohe ihre Substantialität zu verschwinden und
er nähere sich dem Spinozismus. Ganz entschieden aber
trete der Spinozismus hervor, wenn die Monaden ah momentane
Ausstrahlungen der Gottheit bezeichnet würden.
— Genauer wäre wohl zu sagen, das* Leibniz damit zwar
noch lange nicht dem Spinozismus an heim fallt, wohl aber
ein spinozistisches Moment in seine Lehre einführte, womit
sein System diejenige Form des Theismus annahm, welche
der« Pantheismus als untergeordnetes Moment mit dem
Theismus verschmilzt und am Zutreffendsten Persönlichkeitspantheismus
genannt werden kann.***) Dieser pan-
*) Grundprineip der Philosophie von //. Chief I, 81.
**) Wenn E. Entmann (Geschichte der neueren Philosophie II, 2,
55) meint: „mir der strengen Consequenz seines Systems folgend, hatte
Leibniz eigentlich keinen Theismus aufstfllen durf* n, sondern nur einen
Hnrmonismiis, d. h. die Harmonie des Alls hatto bei ihm an die Stelle
der Gottheit treten müssen", so übrsieht er, dass L die Harmonie
des Universums nicht aut dio idealen Beziehungen bedingter We^en
gründen konnte, sondern nur auf das sie begründende Absolute.
Uebrigens ist dieser Eh wand Enhnann's in feinen' Grundriss der Geschichte
der Philosophie weggefallen.
***) Gemässigter als En/mann lässt sich Zriler (Geschichte der df irischen
Philosophie seit Leibniz, h. 177—178) i ber das Verhältniss d<\s
Leibniz zu Sptnoza vernahmen. Kuno Fisther aber widerlegt Entmann
's Einwendung direkt mit der Nachweisung, dass die wohlverstandene
Monadenlehre den Gott esbegriff geradezu fordert und noth-
wendig macht, ,,Geschiclrie der neueren Philosophie von Kuno frischer",
2. Aufl. II, «K>.
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