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Wiederholung eines Zöllner'schen Versuches mit Privat-Medien. 243
nahe Bekannten und Verwandten, sich von dem Vorhanden-
oder Nichtvorhandensein mediumistischer Erscheinungen zu
überzeugen. Uebrigens muss bemerkt werden, dass in dieser
Familie schon früher Fälle mediumistischen Charakters beobachtet
, aber verschiedenen anderen Ursachen, dem Zufalle
oder Hallucinationen zugeschrieben wurden.
An den Sitzungen nahmen beständig Theil drei Damen:
die Gemahlin des Chemikers Sophia E., deren Schwester
0. M* und ihre Freundin A. L., weiche schon seit Jahren
durch eine aufrichtige Freundschaft und Sympathie mit der
Frau E. verbunden war. Unter diesen Damen waren die
zwei ersteren mit sehr bemerkenswerthen mediumistischen
Fähigkeiten begabt. Alle drei Damen zeichnen sich durch
tiefe Religiosität aus, und jeder Betrug, selbst zu gutem
Zweck, wird von ihnen als schwere Sünde verabscheut. Die
fast von Anfang an stattgefundenen mediumistischen Phänomene
wurden von ihnen als Wunder aufgefasst, und
diese Anschauung befestigte sich bei ihnen mit dem fortschreitenden
Gange der sich mehr und mehr entwickelnden
Erscheinungen.
Die vierte Dame, die ebenfalls beständig an diesen
Sitzungen theil nahm, war Fräulein Catharina £...., eine
der besten Freundinnen von Sophie E., der Gemahlin des
Chemikers E. Bis zum Anfange der Sitzungen war sie
Atheistin, alle ihre TJeberzeugungen neigten zum Materialismus
. Die Grundsätze des bekannten russischen Publi-
cisten Heren Pisaref hielt sie für unumstössliche Dogmen.
Die Gewalt der mediumistischen Erscheinungen jedoch erschütterte
und brach zuletzt auch diesen Fanatismus.
Dieser kleine Kreis machte sich an spiritistische Seancen
mit der festen Hoffnung, dass es ihm gelingen würde, die
Erscheinungen des Mediumismus nur als eine weitere Entwicklung
schon bekannter physischer Erscheinungen aufzuklären
. Zu diesem Zwecke wurde der Tisch, um welchen
der Kreis gebildet war, auf gläserne Untersätze gestellt und
um die Tischfüsse ein Draht gewickelt, dessen Enden mit
einem Galvanometer verbunden waren. Statt irgend welcher
physischer Erscheinungen, forderte der Tisch sofort in der
ersten Seance dringend das Alphabet — und vermittelst
Schlägen mit dem Tisch-Fusse gegen die Diele wurde
folgender Satz hervorbuchstabirt:
„Ich leide, weil Du nicht glaubst!"
„„Auf wen bezieht sich diese Phrase?"" fragten die
Anwesenden.
„Auf Catharina L."
„„Wer bist Du denn?"" fragte Z.
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