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264 Psychische Studien. VI. Jahrg. 6. Heft (Juni 1879.;
nicht Eins von uns, so doch eine Person von der höchsten
Ehrenhaftigkeit und Charakterfestigkeit (das Medium selbstverständlich
, welches heiter die wissenschaftliche Berechtigung
anerkannte, genau auf dem Fusse eines beargwöhnten
Betrügers behandelt zu werden,) uns willentlich täuschte. Das
Medium betrat das Kabinet, welches wiederum untersucht
ward, ohne die Möglichkeit, irgend ein an seiner Person
verborgenes verwendbare« Material zu tragei*. Dennoch
ereignete sich dasselbe Phänomen, nur mit folgendem Unterschiede
. Nach dem Hervorbringen eines langen Stückes
weissen Gaze-Stoffes wurden wir angewiesen, es z'i nehmen,
zu prüfen und dann das Medium herauszubringen, um es
einige Minuten mit uns am Tische sitzen zu lassen. Wir
thaten diess, der Stoff erwies sich als verschieden von dem
früher gebrachten, indem er von sogenanntem G-renadine
anstatt von Muslin, aber von ungefähr derselben Länge wie
der andere war. Nach einer kurzen Pause wurden Medium
und Stoff hülle wieder in das Kabinet zurückgebracht, und
dann kamen wir in dem "Wunsche überein, dass die Stoffhülle
, anstatt wie das vorige Mal zurückgelassen zu werden,
von der geistigen Kraft wieder hinweggenommen und das
Medium einer neuen sorgfältigen Untersuchung unterzogen
werden solle. Der „gewandte Ariel", welcher uns so *?ut
bediente, willigte sofort ein; wir brachten das Medium
heraus, und der Grenadinestoff war verschwunden. Das
Medium wurde untersucht, und der Umzug der Kleider,
ein vollständiger Umzug wurde bewerkstelligt, ohne dass
Ersteres ni*.r einen einzigen Augenblick uns Allen aus den
Augen gekommen wäre. Und wir bewachten dieses Individuum
, welches wir in unsern Herzen als über jeden Verdacht
einer elenden Betrügerei erhaben kannten, mit ebenso
grosser und unaufhörlicher Aufmerksamkeit (in jedem Zuge
seiner Haltung und Bewegung), als ob das gerade Gregentheil
der Fall gewesen wäre. Keine Spur von der Stoffhülle
war aufzufinden.
Noch bleibt der letzte Act za beschreiben.
Ich verabschiedete mich mit dem Medium, welches seit
dem Schlüsse der Seance das Zimmer nur mit unserem
zu der Untersuchung beauftragten Freunde und erst bei
dieser Gelegenheit verliess. Auf unserem Wege fiel uns
ein, dass, da die Geister in so gutem Humor waren, wir
möglicherweise das von uns vermisste Zeug wieder erhalten
könnten, wenn wir Beide sogleich in des Mediums Wohnung
wegen desselben eine Seance halten wollten. Eine Droschke
führte uns bald dorthin. Ich stellte eine schnelle, aber hinreichende
Untersuchung des Zimmers an und blickte beson«
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