Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 315
(PDF, 158 MB)
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Prof. Dr. Hoffmann: Die Unsterblichkeitslehre G. E. Lessing's. 315

dem Vernunft und Geist und Gemüth widersprechen und
dem darum praktisch nicht Folge gegeben wird.*) Der
Mensch kann ohne den Glauben an die Freiheit des Willens
nicht leben, auch wenn sein Verstand sie nicht fassen
kann.**)

Weicht nun Lessing''s Theorie der Schöpfimg von dem
strengen Theismus ab, so lässt sich von ihm auch eine
eigenthümliche Gestaltung der Ulisterblichkeitslehre erwarten
. In Spinozismus im vollen Sinne des Wortes verfällt
er auch hier nicht, wiewohl er auch nicht völlig in
den Geleisen des Leihniz, seines so hoch verehrten Meisters,
sieh bewegt. Nur in genial hingeworfenen Grundzügen hat
sich Lessing über die Unsterblichkeit ausgesprochen, aber
wir sehen doch überall bestimmt, wo sie hinaus will Versuchen
wir diese Umrisse zu zeichnen. Im Vorboricht zu
seiner Abhandlung: „Die Erziehung des Menschengeschlechts"
sagt Lessing, er habe sich darin auf einen Hügel gestellt,
von welchem er etwas mehr, als den vorgeschriebenen Weg
seines heutigen Tages zu übersehen glaube, aber er verlange
nicht, dass die Aussicht, die ihn entzückt habe, auch
jedes andere Auge entzücken müsse. Man ersieht aus
dieser Aeusserung die hohe Befriedigung, welche ihm diese
kleine, aber bedeutende Arbeit gewährt hat In derselben
nun erklärt Lessing gegen Ende, es werde gewiss die Zeit
kommen eines neuen ewigen Evangelismus, die uns selbst in
den Elementarbüchern des Neuen Bundes versprochen werde.
Vielleicht hätten gewisse Schwärmer des 13. und d4. Jahrhunderts
einen Strahl dieses neuen ewigen EvangeLums
aufgefangei) und nur darin geirrt, dass sie den Ausbruch
desselben so nahe verkündigt hätten. Kur dass sie den
(göttlichen) Plan der allgemeinen Erziehung des Menschengeschlechts
übereilt hätten, habe sie zu Schwärmern gemacht.
Dann fährt Lessing fort: —

„Der Schwärmer thut oft sehr richtige Blicke in die
Zukunft. Er wünscht diese Zukunft beschleuniget; und
wünscht, dass sie durch ihn beschleuniget werde. Wozu
sich die Natur Jahrtausende Zeit nimmt, soll iv dem
Augenblicke seines Daseins reifen. Denn was hat er davon,
wenn das, was er für das Bessere erkennt, nicht noch bei
seinen Lebzeiten das Bessere wird? Kommt er wieder?

*) Audi Karl Schwarz (h c. 8. 74) hält das (zugleich) Siehzer-
theiltdenken Gottes bei Lessing nicht für einen glücklichen und richtigen
Gedanken, so sehr er entschiedener Verehrer Lesshufs ist.

**) In diesem Sinne allerdings können wir Ju Schwarz (S. i. 78 flf.)
zustimmen, wenn er den Determinismus Lessmgs nur für scheinbar
erklärt.


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