http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0359
Kurze Notizen.
329
er zutreffend also characterisirt: — „Gregebene Wahrnehmungen
mit einander in Uebereinstimmung und Zusammenhang
setzend und sich daraus eine Erfahrung anschaffend
, alles Neue an diese anknüpfend und von ihr aus
erklärend, sieht er oder reicht er mit seinem Verstehen nur
so weit, als sein bereits erworbener Vorstellungskreis Vermittlungen
mit dem bisher noch nicht Wahrgenommenen
gestattet. Wo ihm diess nicht mehr möglich ist, da resolvirt
er sich rasch dahin, das Neue als Täuschung und die Annahme
desselben als Aberglauben und Tliorheit abzuweisen.
So enthüllt sich dieser Verstand, wie ihn schon ffume richtig
analysirte, als eine Gewohnheit unseres Vorstellens, die
zwar gegen den Betrug vorsichtig zu machen, nicht minder
aber auch den Geist zu beschränken im Stande ist.....
So möge sich denn dieser Verstand erst selber verstehen,
seine Genesis und seine Methode bedenken und namentlich
sich darüber nicht ohne Rechenschaft bleiben, ob sich sein
Horizont wirklich schon mit aller möglichen Erfahrung
decke, ehe er sich als Tribunal in der Erage des Spiritismus
eonstituirt." — Dasselbe Monatsheft enthält auch eine
Biographie Johannes Iiiiber's von Moritz Carriere in München,
mit Beiträgen von /. Friedric/f und I. A. Messmer, welche
wir gleichzeitig der Leetüre unserer Leser angelegentlich
empfehlen.
e) Der Spiritismus. Eine sogenannte Wissenschaftliche
Frage. Offener Brief an Herrn Prof. Dr. Hermann
Ulriei in Halle von W. Wundt, Professor in Leipzig, (Leipzig,
Wilhelm Engelmann, 1879.) — lautet der Titel einer Broschüre
von 31 Seiten in gr. 8°, welche es sich zum Zweck gesetzt
hat, die Zeugnisse derjenigen Leipziger Professoren, welche
die Slade'scken Phänomene constatirt haben, möglichst zu
discreditiren. Das ist dem Herrn Verfasser schlecht genug
gelungen, selbst Nichtkennern der Phänomene gegenüber.
Das Merkwürdigste bleibt, dass er Seite 15 und 16 seiner
Schrift die Phänomene, denen er selbst mit beigewohnt hat,
trotz seiner oberflächlichen Beobachtung derselben als richtig
einräumt. „Ich muss aber zugleich erklären, dass Erscheinungen
dieser Art gänzlich ausserhalb des Bereichs
fachmässiger Ausbildung liegen, die ich mir während meiner
naturwissenschaftlichen Laufbahn erworben habe. Jedem
Naturforscher ist es bekannt, dass man ein Experiment nur
dann richtig zu beurtheiien vermag, wenn man selbst in
verwandter Richtung schon experimentirt hat, also in die
Entstehungsbedingungen der Erscheinungen einen Einblick
besitzt." Trotz dieses Zugeständnisses, für seine Person zur
Beurtheilung der Slade^chen Erscheinungen unbefähigt ge-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0359