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I. H. v. Fichte: Spiritualistische Memorabilien. 339
Dresden 1867), sondern noch ausgesprochener in dem zweiten
, wie es scheint, weniger beachteten, aber wegen seines
kritischen Werthes bedeutungsvolleren Werkes: „Das
Buch des Geheimnissvollen und Wunderbaren
. Thatsache und Theorie. Von 6?. Fr.
Daumera (Regensburg, 1872), Es ist vorzugsweise „Theorie",
wie seine Aufschrift es ankündigt: „Kritische Untersuchung
der spiritualistisclien Thatsachen nach dem Gesichtspunkt
subjectivistischer oder objectivistischer Erklärbarkeit
derselben/4 (Als Beispiel dieser kritischen Behandlung verweise
ich auf seinen lehrreichen Aufsatz über „ S e 1 m a,
die jüdische Seherinu (Breslau, 1838) a. a. O.,
S. 220 fg. Er weist darin überzeugend nach, wie ungereimt
es sei, alle dort berichteten Phänomene blos aus den
krankhaften Einbildungen der Seherin herleiten zu wollen,
dass daher in diesem, wie in noch andern dort angeführten
Fällen*) eine objective Ursache dabei anzunehmen sei.)
Was nun war der bisherige Erfolg, die Aufnahme des
neu Dargebotenen in der deutschen, namentlich in der journalistischen
Presse ? Zu. allermeist das entschiedenste Nichteingehenwollen
auf jene neue Betrachtungsweise, das Ablehnen
jedes Eingehens auf die allgemeinen wie besonderen
Gründe für jene Annahme, kurz die zur Schau getragene
wissenschaftliche Ineompetenz. Es zeigte sich von dieser
Seite wiederum der alte, nie aussterbende Nicolaismus
in seiner ganzen Süffisance und absprechenden Oberflächlichkeit
! (Vgl. „Der neuere Spiritualismus" S. 70.)
Gründlicher und darum gerechter urtheilten einzelne
deutsche Forscher darüber und bestätigten dadurch meine
Hofinungen, dass die spiritualistische Frage dennoch gerade
in Deutschland zur Entscheidung kommen werde. Ich nenne
ausser Perty und Daumer in erster Reihe Franz Hoffmann
als gründlichsten Kenner und competentesten Beurtheiler
der Sache, weil er längst so zu sagen auf sie vorbereitet
war und sie schon lange kannte durch sein tiefes Eindringen
in die Ideen Franz von Baaders. Dieser tiefsinnige
und durchaus originale Geist hat im Anschluss an die ältere
Mystik und der Plattheit seiner Zeitgenossen trotzend, nicht
nur, wie Schelling, Schubert u. A., den „magisch-mystischen"
Seelenzuständen einige Aufmerksamkeit zugewendet, sondern
diese in ihrer Ganzheit, Tiefe und universalen Bedeutung
richtig erkannt und als wesentliches Glied seiner gesamm-
ten Weltansicht eingereiht, — also dasselbe gethan, was
auch ich an meinem Theile, nur auf anderm Wege zu er-
*) Weiteres darüber enthält Daumer's „Geisterreiek" Bd. I. S. 206 fg.
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