Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 354
(PDF, 158 MB)
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354 Psychische Studien. VI. Jahrg. 8. Heft. (Augusf1879.)

anzunehmen, Jugend-Eindrücke herangezogen werden, dieselben
äusserliche objeetive Gestaltung annehmen. In meinem
13.—14. Jahre las ich die anmuthige Geschichte von Quintin
Matsyi Liebe zur schönen Tochter eines berühmten Malers,
der die Hand aber nur einem Künstler geben wolle, in
Folge dessen Quintin nun vom Hufschmied-Gesellen zum
berühmten Maler wurde. Dieser durch Liebe erweckte
verborgene Genius beschäftigte lange mein Gefühl and Denken
und half wohl den Samen legen zu meinem Hange, Geist
und Materie immer wieder sanft auseinander zu lösen, wo
Letztere schon den Rachen aufsperrt. Kunst und Wissenschaft
fanden schliesslich in meinem Gemüth den äussern
Ausdruck dieser (scheinbaren) Contraste — die innige
Verschmelzung beider aber als das schönste Erdenziel. Wer
aber den Zug des Geistes schon hier überwiegend fühlt,
streift vor dem Tode die schwerfälligen Elemente ab, bis
der Tod selbst nun mit leichter Hand den Rest in die
Grube wirft und künftige Blumen den garstigen Eindruck
der gierigen Würmer besänftigen und so auch den Schrecken
des materiellen Vorganges versöhnen. Diese reizende
Thatsache betreffs Quintiris war aber lange meinem Tages-
gedächtniss entflohen, also erklärlich, dass ich nie, weder
mit meinem Medium, noch mit Dr. Monck davon sprach.
Diess ist wichtig vorzubemerken, um das Eigenthümliehe
des nun Erlebten zu fassen.

Ich besuchte Dr. Monck, der bei meinem Eintritt ins
Zimmer aufgeregt vom Schreibtisch mir entgegentrat. „Wie
sonderbar!" rief er aus, „eben bin ich mächtig influenzirt,
Ihnen zu schreiben; da lesen Sie, was ich geschrieben, bis
Sie mich unterbrachen: 'Sage Freund Christian, dass ich
mich seinem Geisterkreise anschliessen werde; er kennt mich,
Quintin Matsys; mein Vater hatte dasselbe Geschäft wie der
seine—ich will es in sein Gehirn hineinhämmern !u — Betroffen
starrte ich auf Dr. Monck, welcher, total unwissend in der
Kunstgeschichte, mich fragte, ob ich den „curiosen" Namen
entziffern könne? — und als ich ihn fragte, ob er erfahren
habe, welches Geschäft mein Vater hatte, und auf seine
Verneinung ich denn erklärte, dass er Schmied gewesen, —
drehte er sich heftig um, hielt sich die Hüften vor Lachen
und hatte Mühe, heraus zu stottern und zu jauchzen: „Ha,
ha, ha, in's Gehirn hineinhämmernf" — Ich gestehe, der
Eindruck war ganz eigenthümlich, und ich spionirte, trotz
fester Ueberzeugung, dass eine Täuschung durch unbewusste
Vermittelung des Gedächtnisses ausser Erage war, nach
möglichen Zufälligkeiten, bis ich nach einigen Tagen —
nach gewohntem, strengem Verschluss meines Zimmers —


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