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362 Psychische Studien. VI. Jahrg 8. Heft. (August 1879.)
rückt worden sind ohne die Anwesenheit eines lebenden
Mediums, — die Manifestationen des Steinewerfens und
noch, viele andere, — sie alle zeigen, dass es selbständige
Geisterwirkungen geben kann. Es ist nicht wahr, dass ein
Geist immer durch den 'unbewussten Willen* des Mediums
operirt In dem Falle der Mrs. Andrews zu Moravia und
in vielen anderen liegt das Medium nicht in Trance (Verzückung
), sondern ist ganz bewusbt; wenn auch der Wille sich
passiv verhalten mag, so kann er doch nicht unbewusst genannt
werden. Und man wird weiterhin sehen, dass Un-
bewusstsein in des Mediums normalem Zustande kein Beweis
dafür ist, dass das gesammte Geistesgebiet von keinem
Strahle des Bewusstseins erhellt sei. Gleich unserem Planeten
kann er auf einer Seite erleuchtet sein, während die andere
sich in Dunkelheit befindet.
,,Die grosse Thatsacbe der Materialisation zeigt das
ganz Unzureichende dieser Theorie einer unbewussten "Willenskraft
, um die Thatsachen damit zu decken. Wenn ein un-
bewusster Wille den Wünschen der in Communikation mit
ihm Versetzten nachkommen, Erinnerungen hervorrufen,
Neigungen offenbaren, die Gestalten von Abgeschiedenen
hervorrufen und wieder bekleiden, auf musikalischen In-
strumenten spielen, in philosophische Discussionen sich' einlassen
, sprechen, singen und schreiben, übermenschliche Kraft
ausüben, verrichten kann, was weder das Medium noch Einer
der Anwesenden zu verrichten im Stande ist, und eine
Intelligenz zu zeigen vermag, welche Niemand von ihnen
besitzt: dam beben wir nicht ein, weshalb ein intelligentes
Wesen nicht ganz ebenso gut ohne Bewusstsein fortkommen
sollte als mit ihm. Es würde in der menschlichen Gesellschaft
als ein bewusster Mensch gelten. Wenn v. Hartmann
eine Reihe von Untersuchungen über die Materialisations-
Phänomene geduldig durchgehen wollte, so würde er finden,
dass diese seine Theorie ganz unadäquat ist zur Erklärung
jener transcendenten Thatsachen im Spiritualismus, von
welchen die Einwirkung unabhängiger Geister vernünftiger
Weise nicht ausgeschlossen werden kann.
„Dass der sog. unbewusste Wille die Ursache einiger
Phänomene sein mag, haben die Spiritualisten immer behauptet
, und zwar aus dem Grunde, weil sie den Menschen
selbst als einen potentiellen Geist betrachten und sie deshalb
nicht sagen können, wie weit die Kräfte seines geistigen
Organismus durch seine Verbindung mit dem physischen
Körper beschränkt sind. Aber die Theorie, dass der Mensch
als Geist thätig sein, körperliche Erhebungen, Materialisationen
, von ihm scheinbar unabhängige Bewegungen u. s. w.
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